Militärische Forschungen im Arzneimittelwerk Dresden
14. März 1961
[Einzel-Information] Nr. 157/61 über Schwierigkeiten im VEB Arzneimittelwerk Dresden (Labor 104)
Dem MfS liegen Hinweise vor, dass zzt. die im Labor 104 des VEB Arzneimittelwerkes in Dresden im Auftrage des Ministeriums für Nationale Verteidigung durchzuführende Forschungsarbeit stagniert. Durch starke räumliche Beengung dieses Labors ist es nach Ansicht von Fachleuten nicht mehr möglich, die Forschungsarbeiten gefahrlos weiterzuführen. Es handelt sich dabei vor allem um Forschungen auf dem Gebiete der Antistoffe gegen Ultra-Gifte. Diese Stoffe wirken nach ärztlichem Gutachten permanent und rufen verhältnismäßig leicht ernsthafte Vergiftungen hervor. So erlitt der Leiter des Labors 104, Dr. Stade, erhebliche Vergiftungen und befand sich deshalb ¼ Jahr im Krankenhaus. Zu einer Vergiftung kam es auch bei einer Laborantin. Dr. Stade will deshalb unter den derzeitigen räumlichen Bedingungen keine weiteren Forschungen mit diesen Stoffen betreiben.
Aber auch vom Standpunkt der strengsten Geheimhaltung dieser Forschungsaufträge ist es nicht vertretbar, weiterhin unter diesen räumlichen Bedingungen zu arbeiten, weil zzt. eine Reihe Forschungschemiker anderer Betriebsteile mit in dem Gebäude, wo sich das Labor 104 befindet, untergebracht sind.
In einem Gebäudeteil befindet sich sogar das Labor eines betriebsfremden Silikon-Instituts.
Weder von der Werk- noch der Forschungsleitung wurden bisher geeignete Maßnahmen festgelegt, um eine ordnungsgemäße Fortführung der Forschungsarbeiten zu garantieren.
Ein neues Institut für spezielle Forschungen auf diesen Gebieten ist nach Angaben des Dr. Stade erst für 1963 geplant.
Wir bitten Sie, diese Angelegenheit zu überprüfen und evtl. Maßnahmen einzuleiten, die eine Fortführung der Forschungsarbeiten und vor allem auch ihre Geheimhaltung gewährleisten.