Streiks in LPG des Kreises Herzberg
6. Juni 1961
Einzel-Information Nr. 286/61 über Arbeitsverweigerungen in LPG des Kreises Herzberg/Cottbus
Am 26.5.1961 weigerte sich der überwiegende Teil der Bäuerinnen in den LPG des Typ I Schlieben, Wehrhain, Nauendorf, Frankenhain, Krassigk und Lebusa, alle im Kreis Herzberg/Cottbus, die Arbeit aufzunehmen, da die Molkerei Schlieben die Butterrücklieferung um 33 bis 50 % gekürzt hatte.
Sofortige Untersuchungen ergaben Folgendes:
Die Molkerei Schlieben hatte das Butterkontingent überzogen und bei der Abteilung Handel und Versorgung des Rates des Kreises um Aufstockung des Kontingentes ersucht. Diese Aufstockung wurde vom Leiter der Abteilung Handel und Versorgung abgelehnt. Dem Molkereileiter teilte er mit, dass er diese Angelegenheit selbst regeln solle. Daraufhin nahm der Molkereileiter ohne Informierung der Staatsorgane, der Partei und der Bürgermeister in den genannten Gemeinden selbstständig die Kürzung der Rücklieferung vor, ungeachtet der Tatsache, dass alle diese Gemeinden ihre Marktproduktion an Milch erfüllt bzw. übererfüllt haben.
Zur Klärung der gesamten Angelegenheit wurden sofort Mitarbeiter des Parteiapparates sowie die zuständigen Mitarbeiter des MfS in den Gemeinden eingesetzt. In den Orten Frankenhain, Wehrhain, Nauendorf und Schlieben wurden noch am Abend des gleichen Tages öffentliche Gemeindevertretersitzungen einberufen, die außerordentlich gut besucht waren.
In diesen Sitzungen brachten die LPG-Mitglieder aus Frankenhain und Wehrhain zum Ausdruck, dass sie durchaus bereit wären, bei auftretenden Versorgungsschwierigkeiten im Kreis bis auf 20 % ihrer Butterrücklieferung zu verzichten. Allerdings sollte darüber mit ihnen gesprochen werden, auch die Bürgermeister müssten rechtzeitig davon informiert werden.1
Vom MfS werden Untersuchungen geführt, ob den Anordnungen des Molkereileiters eine feindliche Absicht zugrunde lag.