Ansichten von Leistungssportlern (2)
18. Mai 1963
Einzelinformation Nr. 314/63 über Ansichten von Leistungssportlern zu Problemen des Sports in der DDR und zu einigen persönlichen Problemen
In den Mittelpunkt der Gespräche mit Leistungssportlern treten immer mehr Probleme der Vorbereitung zu den Olympischen Spielen 1964 und der vorolympischen Ausscheidungskämpfe.1 Weiter wird über Fragen des Trainings, Mängel in der Arbeit der Sportverbände und finanzielle oder persönliche Fragen berichtet.
In verschiedenen mit Leistungssportlern geführten Aussprachen wurde festgestellt, dass in Fragen der Entsendung einer gesamtdeutschen Mannschaft oder einer selbstständigen DDR-Mannschaft zur Olympiade 1964 zahlreiche Unklarheiten bestehen.
Die Diskussionen beinhalten dabei im Wesentlichen, die Orientierung der DDR-Sportführung auf eine gesamtdeutsche Mannschaft sei unverständlich, nachdem vor den Verhandlungen des IOC eindeutig auf selbstständige Mannschaften der DDR orientiert worden wäre. Aktive äußern, sie würden eine Erklärung hinsichtlich des plötzlichen »Meinungsumschwungs« der DDR-Sportführung zur Entsendung einer deutschen Mannschaft nach Tokio vermissen. Die »widersprechenden Festlegungen« seien irreführend und bedürften einer Klärung.
Die Entsendung einer gesamtdeutschen Mannschaft nach Tokio wird von vielen Sportlern als richtig und vorteilhaft angesehen, wobei jedoch sichtbar wird, dass Leistungssportler bei der Beurteilung des Problems nicht von der Existenz zweier deutscher Staaten ausgehen.
Andere Sportler lehnen die Entsendung einer gesamtdeutschen Mannschaft nach Tokio ab, hauptsächlich von dem Gesichtspunkt, dass die Delegierung von DDR-Sportlern dadurch eingeschränkt werden müsse und weniger Aktive der DDR die Möglichkeit erhielten, an den Wettkämpfen in Tokio teilzunehmen.
Von Schulungsbeauftragten der Clubs wird in Schulungen und Diskussionen nicht oder nur ungenügend auf die vorhandenen Unklarheiten – gesamtdeutsche Mannschaft oder selbstständige DDR-Mannschaft zur Olympiade – eingegangen. Sportler meinen, auch Trainer und Schulungsbeauftragte hätten sich keine klare Meinung zu diesem Problem gebildet.
Nach Ansicht von Leistungssportlern sei die Schulungsarbeit in den Clubs zu wenig auf die Klarstellung politischer Tagesprobleme ausgerichtet. Ungenügende Anleitung dazu erfolge durch die Propagandaabteilung des DTSB.2 Schulungsmaterial würde durch den DTSB oftmals zu spät übersandt und in den Clubs deshalb nicht mehr gründlich ausgewertet.
Funktionäre des SC Aufbau Magdeburg schätzen das Schulungsmaterial des DTSB teilweise als durchaus gut ein, sind jedoch der Ansicht, dass es beim Datum der Zustellung oftmals als überholt betrachtet werden muss. So wurde das Material über die Verhandlungen mit dem IOC in Lausanne3 erst in der 2. Märzhälfte zugesandt, als das Thema z. B. beim SC Aufbau Magdeburg bereits – der Tagespresse entnommen – behandelt worden war.
Während in Magdeburg dem Propagandamaterial vorgegriffen wurde, überträgt sich die nach Meinung von Clubleitern schleppende Arbeit des DTSB auf andere Sportclubs, z. B. auf den SC Motor Karl-Marx-Stadt. Im Sportclub SC Motor Karl-Marx-Stadt sei in diesem Jahr noch keine K-Sportler-Schulung4 durchgeführt worden.
Kritisiert wird von Club-Funktionären die Arbeitsweise der Propagandaabteilung des DTSB, weil von dort nur noch die für die Schulung vorgesehene Themenstellung mitgeteilt wird, mit der Maßgabe, die Lektionen dazu in den Clubs selbst auszuarbeiten. Von der Arbeitsmethode, ausgearbeitete Lektionen an die Clubs zu übermitteln, sei die Propagandaabteilung abgegangen mit der Begründung, in den Clubs könnten die Schulungsmaterialien lebensnaher und aktueller gestaltet werden. Aus Clubs wird vorgeschlagen, die alte Arbeitsmethode – im Interesse einer regelmäßigen Durchführung von Schulungen – wieder aufzunehmen und eine Kontrolle auszuüben, dass die Materialien in den Clubs durch eigene und aktuelle Beispiele ergänzt werden.
Aus einigen Clubs kommt der Vorschlag, die Schulungsarbeit im Sport generell zu überprüfen und zu neuen Maßstäben zu gelangen, da mit der bisherigen Schulungsarbeit nur mangelhafte Ergebnisse – besonders in der Diskussion über politische Tagesfragen – erreicht worden seien. Entweder die Trainer – bisher verantwortlich für die Schulungsarbeit – müssten befähigt werden, die Schulung – insbesondere die über politische Tagesprobleme – qualifizierter zu gestalten, oder es sollte eine solche Regelung getroffen werden, dass der Befähigteste unter den Sportlern mit der Durchführung dieser Qualifizierungsmaßnahmen betraut wird (ähnlich dem Parteilehrjahr, in dem der beste Propagandist zur politischen Schulung eingesetzt wird).
In Gesprächen mit Leichtathleten wird von diesen die eventuelle Aufstellung einer gemeinsamen deutschen Olympiamannschaft begrüßt. Sie sind von einem erfolgreichen Bestehen der DDR-Mannschaft bei den vorolympischen Ausscheidungskämpfen überzeugt und meinen, sie würden den größten Mannschaftsteil bilden. Gleichzeitig erklären einige Leistungssportler dieser Disziplin, nach Tokio sollten nur die Sportler fahren, die reale Medaillenchancen haben.
Leistungssportler unter den Sprintern sind der Auffassung, in dieser Disziplin bestehe in der DDR eine große Leistungsdichte; das würde sich vor allem bei den kommenden Ausscheidungskämpfen gegen Westdeutschland bestätigen. Westdeutschland habe zzt. zwar im Sprint noch bessere Platzierungen, in der DDR würden jedoch die Fortschritte gegenüber Westdeutschland nicht zu übersehen sein.
Geher rechnen bei den Ausscheidungskämpfen gegen Westdeutschland mit größeren Schwierigkeiten im Vergleich zu den Europameisterschaften. Die Schwierigkeiten würden dadurch vergrößert, dass Koch5 für Westdeutschland starten würde und der Sportfreund Astroth6 bereits bei den letzten Ausscheidungskämpfen den westdeutschen Sportler nur unter Aufwendung aller Reserven auf den 4. Platz verweisen konnte. Auch mit dem Sportfreund Reimann7 aus Leipzig sei [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben.] längere Zeit nicht zu rechnen.
In der Disziplin Hürdenlauf bedauert die Sportfreundin Renate Kämpf8 vom SC Aufbau Magdeburg die fehlende Möglichkeit zu Vergleichskämpfen mit ernsthafter Konkurrenz in Magdeburg. Sie sei im Training mehr oder weniger auf sich selbst gestellt.
Die Zusammenlegung der beiden Sportclubs Lok und Rotation Leipzig9 wird von den Turnern positiv eingeschätzt. Die Sportler erhoffen sich einen Leistungsanstieg der einzelnen Disziplinen. Im Allgemeinen optimistisch äußern sich die Turner zu den bevorstehenden Ausscheidungskämpfen mit Westdeutschland zur Bildung einer gemeinsamen deutschen Mannschaft für Tokio. Turnerinnen des SC Leipzig erhoffen sich die absolute Mehrheit für die DDR in der gemeinsamen Mannschaft. Bei den Männern sei diese Frage jedoch noch vollkommen offen.
Tennisspieler äußern wiederholt, sie hätten im Vergleich zu Westdeutschland an Boden verloren. Diesem Sport werde in der DDR zu wenig Bedeutung beigemessen, da Tennis keine olympische Disziplin sei. Den westdeutschen Tennissportlern würden zur Durchführung ihres Trainings größere Möglichkeiten eingeräumt, besonders durch Auslandsstarts, die wesentlich zur Leistungssteigerung beitragen würden. In Westdeutschland sei man auch dazu übergegangen, Wissenschaft und Theorie stärker in den Mittelpunkt des Trainings zu stellen. In der DDR würden die Trainer diesen Erkenntnissen aus einer falschen Einstellung zur Wissenschaftlichkeit heraus nicht genügend Aufmerksamkeit widmen.
Leistungssportler in der Disziplin Schwimmen und Teilnehmer am Trainingslager der Schwimmer in Johanngeorgenstadt äußern sich zufriedenstellend über die ihnen im Trainingslager gebotenen Trainingsmöglichkeiten, die ohne Zweifel die Kondition der Sportler erhöht hätten. Unzufriedenheit besteht jedoch über die Verpflegung und die Unterkunft in Johanngeorgenstadt, die nicht den Erwartungen der Sportler entsprochen hätten. Einzelne Sportler hätten aufgrund von Unzulänglichkeiten in der Verpflegung bis zu sieben Pfund abgenommen.
Unter Leistungssportlern der Disziplin Segeln halten Diskussionen über fehlende Boote in der günstigen Gewichtsklasse an. Von den Experimenten von Seglern, vier Boote aus Kunststoff zu bauen, versprechen sich Leistungssportler eine günstige Lösung dieses Problems. Sollte mit diesen Booten eine Leistungssteigerung möglich sein, sollten sie nach Meinung von Seglern sofort in die Produktion gegeben werden. Von Leistungssportlern wird darauf verwiesen, die Frage, leichte und sichere Boote für die Disziplin Segeln zu schaffen, sei mit den Experimenten mit Kunststoffbooten noch nicht geklärt.
Offen bliebe weiter die Frage der Beschaffung geeigneter Segel. Mit den vorhandenen Segeln könne der Leistungsauftrag bei den olympischen Ausscheidungen nicht erfüllt werden. Segler hoffen, vom Verband würden noch entsprechende Segel beschafft. Bei Vorhandensein der Segel würde eine gute Platzierung bei den Ausscheidungskämpfen nicht ausgeschlossen sein.
Wiederholt wird von Leistungssportlern der Disziplin Kanu/SC Aufbau Magdeburg auf die ungenügende Qualität der Boote hingewiesen. Mit den jetzt benutzten Booten sei es unmöglich, den Leistungsstand der internationalen Spitze zu erreichen. Unzufriedenheit besteht darüber, dass der Verband bisher keine Erklärung zu den wiederholten Kritiken der Sportler gegeben habe. Tatsache sei weiterhin, dass die dänischen Boote 3 kg leichter seien als die DDR-Boote. Kanusportler erkennen an, unsere Boote seien sauber und schnittig gebaut, es ginge jedoch um die 3 kg, die unsere Leistungen abtragen würden.
In der Vergangenheit sei unter hohem Kostenaufwand versucht worden, ein eigenes Boot zu bauen, das dem dänischen gleichgesetzt werden könne. Die Arbeiten seien jedoch ohne Ergebnis geblieben. Es wird von Kanu-Sportlern angeregt, ein dänisches Boot zu kaufen und günstigere Details in der Konstruktion von diesem Boot zu übernehmen.
Kanusportler weisen darauf hin, andere sozialistische Länder hätten dänische Boote direkt angekauft. Bei internationalen Wettkämpfen hätten sich unsere Aktiven wiederholt von Sportlern aus den sozialistischen Ländern Dänenboote ausgeliehen. Bei entscheidenden Wettkämpfen gegen westdeutsche Sportfreunde ständen diese Boote jedoch nicht zur Verfügung und mit den Eigenbaubooten würden sie von den Westdeutschen geschlagen.
Über die Ergebnisse unserer DDR-Mannschaft bei den Weltmeisterschaften im Eisschnelllauf in Tokio10 besteht bei den Aktiven Unzufriedenheit. Wiederholt wird angeführt, die vielen Ausscheidungen vor den entscheidenden Wettkämpfen hätten die Sportler zermürbt. Die Aktiven würden sich in der Vorbereitungszeit häufig in guten Trainingsergebnissen »sonnen«, bei den internationalen Kämpfen seien sie dann aber »geschafft«. Nachteilig habe sich in Tokio die Abwesenheit des Sportfreundes Kuhnert11 ausgewirkt.
Übereinstimmend werden von den Eishockeyspielern des TSC Berlin die Trainingsmethoden kritisiert. Das Training würde zu »stur« und »einseitig« durchgeführt. Durch die vom Verband vorgeschriebenen Leistungskontrollen im Training seien die Clubleiter an die Richtlinien gebunden; damit seien den Trainern die Möglichkeiten genommen, das Training aufgelockert und individuell zu gestalten. Das Training sei – nach Meinung von Aktiven – in den Sommermonaten zu hart, die Spieler seien dadurch mit Beginn der Saison physisch fertig. (Diese Auffassung, die Sportler würden im Training überfordert, wird entsprechend den Bedingungen in den anderen Sportarten auch von Aktiven anderer Clubs und Disziplinen geteilt; z. B. von Gehern und Fußballern.)
Sehr deutlich habe sich die Auswirkung des unproportionierten Trainings bei unserer Nationalmannschaft im Eishockey Ende vergangenen Jahres gezeigt.12 Dadurch wären die Spieler außerstande gewesen, in der Saison größere Leistungen zu vollbringen. Das Training im I. Quartal dagegen sei im Vergleich zum Sommertraining eine Erholung, bei der man Kräfte sammeln und in Form kommen könnte. Aktive äußern Bedenken, die Trainingsfehler der vergangenen Jahre könnten auch 1963 wiederholt werden.
Zur Steigerung der Leistungen regen einige Sportler an, in den Sommermonaten nicht nur zu trainieren, sondern mehr zu arbeiten. Die Arbeit im Betrieb wäre ein Ausgleich zum Training und würde die Freude am Training wieder steigern.
Bei den Skilangläufern werden im Allgemeinen die Leistungen in der ausklingenden Saison günstiger eingeschätzt als vom Verband und von der Presse. Im Hinblick auf die Ausscheidungskämpfe mit Westdeutschland zur Bildung einer gemeinsamen deutschen Mannschaft für die Olympischen Spiele 1964 wird mehrfach die Meinung vertreten, wir würden zwar nicht mehr 100 %ig alle Teilnehmer im Langlauf stellen, könnten diesen Kämpfen aber optimistisch entgegensehen. Ziel der Alpinen sei, mindestens drei Sportler für die gemeinsame deutsche Mannschaft zu den nächsten Olympischen Spielen zu stellen. Erforderlich wäre aber dazu, dass unsere Alpinen bis zu den Ausscheidungen einen konstanten Leistungsstand gegenüber Westdeutschland erreichen. Nach Meinungen von Alpinen wäre das Ziel bei einigen Anstrengungen durchaus zu erreichen.
Die DDR-Skiläufer der alpinen Disziplin, die bei den Wettkämpfen in der Schweiz und in Österreich an den Start gingen, betonten in einigen Aussprachen die verhältnismäßig gute Atmosphäre zwischen ihnen und den Sportlern aus Westdeutschland, der Schweiz und Österreich. Bei den westdeutschen Sportlern sei zu erkennen gewesen, dass sie die Politik ihrer Sportführung nicht billigen. Das gute Verhältnis zwischen den Sportlern sei auch darin zum Ausdruck gekommen, dass während der Starts keine Zwischenfälle usw. inszeniert worden wären.
Ungünstiger sei das Verhältnis zwischen den Schlittensportlern der DDR und Westdeutschland bei den Weltmeisterschaften im Schlittensport in Österreich gewesen. Von westdeutscher Seite habe unter Einschaltung schweizerischer Sportfreunde Interesse an unseren Aktiven bestanden, wobei die Tendenz erkennbar wurde, Sportfreunde aus der DDR abzuwerben. Zum Beispiel wurde der Sportfreund Thomas Köhler13 vom SC Traktor Oberwiesenthal von der mehrfachen Schweizer Meisterin im Rennrodeln angesprochen, in die Schweiz oder nach Westdeutschland zu übersiedeln. (Dem Sportfreund Köhler ist diese Schweizer Meisterin aus mehreren internationalen Wettkämpfen bekannt. In den mit ihr in der Vergangenheit geführten Gesprächen ließ sie mehrfach erkennen, dass sie finanziell nicht gut gestellt sei; bei dem letzten Gespräch jedoch hatte sie angeblich keine finanziellen Sorgen mehr und sie gab zu verstehen, bei einem Übertritt in das westliche Ausland sei die Zukunft des Köhler gesichert.) Nachdem Köhler eindeutig zu verstehen gegeben hatte, dass er nicht beabsichtigt, die DDR zu verlassen, erbat sie über das Gespräch Stillschweigen.14
Der Sportfreund Klaus Halbauer,15 ebenfalls Schlittensportler beim SC Traktor Oberwiesenthal, wurde von dem republikflüchtigen Schlittenbauer Pilz16 während der Weltmeisterschaften aufgefordert, die DDR zu verlassen, wobei Halbauer eine Arbeitsstelle als Kraftfahrer bei einer westdeutschen Firma versprochen wurde.
Die in Westberlin wohnhafte Schwester der Ute Gähler17 hielt sich während der Weltmeisterschaften in Österreich häufig in der Nähe der Delegation auf und versuchte ihre Schwester zu überreden, in Österreich zu bleiben, was durch Ute Gähler jedoch abgelehnt wurde. (Es wird darauf hingewiesen, dass trotz der positiven Einstellung der Ute Gähler zum Abwerbungsversuch durch ihre Schwester aber auch keine Anhaltspunkte bekannt sind, wonach Ute Gähler weiteren Versuchen zur Abwerbung konsequent entgegentreten würde. [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben.])
Da es bei den Weltmeisterschaften im Schlittensport nicht gelang, Aktive der DDR abzuwerben, muss damit gerechnet werden, dass diese Versuche insbesondere während der Winterolympiade in Österreich gut vorbereitet und verstärkt wiederholt werden.
Die vorolympischen Ausscheidungen und die Europameisterschaften im Basketball werden von den Basketballspielern optimistisch eingeschätzt. Es käme darauf an, die Westdeutschen bereits beim ersten Spiel hoch zu schlagen, damit sie auf ein Rückspiel verzichten.
Unzufrieden äußern sich die Aktiven über die Förderung von Nachwuchsspielern. Der Sport sei in der DDR nicht so populär wie in anderen Ländern, es fehle die Grundlage für eine Breitenarbeit und auch Sportlehrer an den Schulen – in denen Basketball seit ca. zwei Jahren gespielt wird – zeigten für die Verbreitung dieser Sportart wenig Interesse.
Das Problem der Trainer sei nicht zufriedenstellend gelöst. Diese Tätigkeit würde vorwiegend von aktiven Spielern durchgeführt. Ältere Spieler, die nicht mehr aktiv am Sport beteiligt sind, seien kaum als Trainer zu gewinnen.
Von einigen Basketballspielern wird das Verhalten des Trainers [Name] vom TSC Berlin kritisiert, der den Spielern hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes nicht die entsprechende Aufmerksamkeit entgegenbringe und auf leicht erkrankte Sportler im Training nicht Rücksicht nehme. Erkranke ein Sportler danach ernstlich, werde ihm vom Trainer [Name] vorgeworfen, er hätte bereits eher darauf hinweisen können.
Leistungssportler verschiedener Disziplinen äußern, dabei handele es sich um eine grundsätzliche Frage. Bei leichten Erkrankungen wüssten die Sportler oftmals nicht, wie sie sich ihrem Trainer gegenüber verhalten sollten. Die Verbände müssten bei aller Anerkennung und Einhaltung der Leistungspläne – nach Ansichten von Leistungssportlern – mehr Wert auf die gesundheitliche Betreuung der Sportler legen.
Bei unseren Volleyballmannschaften herrscht eine sehr aufgeschlossene Atmosphäre zum Verlauf der Weltmeisterschaften in Moskau.18 Während der Meisterschaften bestand ein guter Kontakt zur westdeutschen Volleyballmannschaft aus Hannover (Frauen). Kontakte zwischen Rotation Leipzig und der Mannschaft aus Hannover waren nach den Düsseldorfer Beschlüssen19 etwa seit dem 16.8.1961 abgebrochen, da die westdeutsche Mannschaft wiederholt an einer Reise nach Leipzig und den vorgesehenen Wettkämpfen in der DDR gehindert wurde. In Moskau wurde die Feststellung getroffen, dass die westdeutschen Sportler die Haltung ihrer Sportführung nicht billigen und von sich aus gern wieder nach Leipzig kommen würden. Es klang jedoch an, dass sie »Angst vor bestimmten Diskriminierungen« seitens der westdeutschen Sportführung hätten. Dieser Eindruck wurde in einem Gespräch zwischen dem Trainer Genossen Saurer20 und der Trainerin der westdeutschen Mannschaft, Sportfreundin von Hoch21 noch verstärkt, indem sie sich selbst von dem Eingeständnis, »Angst vor Konflikten mit der westdeutschen Sportführung« zu haben, nicht ausschloss. Trotzdem wäre die Trainerin von Hoch bereit, den Briefwechsel mit der Mannschaft von Rotation Leipzig aufrechtzuerhalten, um nicht alle Verbindungen abreißen zu lassen.
In einem weiteren Gespräch zwischen dem Trainer Genossen Saurer und der westdeutschen Trainerin, in dem u. a. über die materielle Unterstützung gesprochen wurde, beklagte sich die v. Hoch über diesbezügliche Mängel in ihrem Club. Als Beispiel führte sie an, dass sie sich finanzielle Mittel für ein Turnier in Amerika 1962 buchstäblich erbetteln mussten. Das Turnier konnten auch nur sechs Sportlerinnen – eine Mannschaft – besuchen. Um die Kosten für eine Sportlerin einzusparen, musste die Trainerin selbst mitspielen. Ein Ersatzmann stand nicht zur Verfügung.
Zu einigen Fragen des Fußballs:
Über die Zusammenlegung der beiden Clubs Karl-Marx-Stadt (Motor und Wismut22) wird bei Aktiven und den Leitungen beider Clubs die Ansicht geäußert, durch diese Maßnahme würden erhebliche finanzielle Mittel eingespart und in einzelnen Disziplinen höhere Leistungen erreicht.
Verwunderung besteht bei Aktiven des Fußballs vom SC Motor Karl-Marx-Stadt über das Training, das an verschiedenen Tagen von vier oder sogar fünf Trainern geleitet wird, wodurch ein hoher finanzieller Aufwand entsteht. Vor einem halben Jahr habe die ganze Mannschaft noch darum kämpfen müssen, einen Assistenztrainer zu bekommen.
Das Durcheinander – wie es von einigen Aktiven charakterisiert wird – sei auf die noch bestehende Unklarheit in der Sektion Fußball zurückzuführen, wer die künftige Trainingsarbeit nach der Zusammenlegung der beiden Clubs übernehmen wird.
Der jetzige Trainer von Motor, Genosse Werner,23 habe zwar eine gute Trainingsarbeit geleistet, jedoch der politisch-ideologische Stand der Spieler habe sich unter seiner Leitung verschlechtert, da Genosse W. eine ungenügende Erziehungsarbeit geleistet habe. (Es gibt nur ein Mitglied der SED in der Mannschaft, das von den übrigen Spielern fast völlig »an die Wand gedrückt« wurde.)
Bei Fußballern des SC Wismut besteht Unklarheit, ob nach der Zusammenlegung die BSG Wismut einen Platz in der Oberliga24 behalten wird. Es wird vermutet, dass die künftige BSG Wismut die Reserve für den SC Karl-Marx-Stadt darstellen wird. Nach Meinung von älteren Wismutspielern müsste der Name Wismut, da er in der internationalen Sportwelt einen guten Klang habe, unbedingt in der Oberliga gesichert werden. Kritisiert wird der Zeitpunkt der Clubzusammenlegung, der während der Fußballsaison vorgenommen worden sei. Durch die offenen Fragen (wie oben angeführt) habe die strukturelle Veränderung von den Wettkämpfen abgelenkt. Dadurch würde jetzt zwar der SC Karl-Marx-Stadt existieren; beide Mannschaften spielten aber unter ihrem alten Namen weiter. Die Spieler seien einer psychologischen Belastung ausgesetzt, weil niemand wisse, wer in die künftige Mannschaft des SC Karl-Marx-Stadt nominiert werde.
In der BSG Motor Zwickau wird allgemein die Auffassung vertreten, die Mannschaft würde, obwohl sie ebenfalls eine Oberligamannschaft stellt, gegenüber anderen Fußballmannschaften vom Deutschen Fußballverband vernachlässigt. Es würde hier vermutlich mit zweierlei Maß gemessen, wobei hauptsächlich auf Fragen der Zuwendungen und der Anzahl der K-Stellen verwiesen wird. Der Trainer Genosse Dittes25 kritisiert, er wisse immer noch nicht, an welche Verantwortlichen im Deutschen Fußballverband er sich in diesen Fragen wenden könne. Auf dem schriftlichen Wege habe er bisher keine Klarheit schaffen können.
Bei den Aktiven der Fußballmannschaft des SC Empor Rostock wird der Leistungsrückgang dieser Mannschaft mit ungenügenden Bodenverhältnissen während der Wintermonate begründet. Zum Training sind sie der Meinung, es werde intensiver durchgeführt. Bei den Punktspielen würden sich aber einige Spieler nicht ganz ausgeben, sodass sie in der Lage wären, nach dem eigentlichen Spiel noch ein zweites durchzuführen.
Einzelne Sportler erklären, es herrsche im Kollektiv eine gedrückte Stimmung. Das Verhältnis zwischen Spielern und Trainern wird vereinzelt als nicht in Ordnung bezeichnet. So hatte z. B. der Trainer weder mit dem Sportfreund Wittenbecher26 – ihm wurde die Zuwendung gestrichen – , noch mit dem Sportfreund Söllner27 – ihm wurde die Zuwendung gekürzt – gesprochen und ihnen den Grund seiner Maßnahme mitgeteilt. Aktive der Mannschaft äußern, das liberale Verhalten des Trainers führe zur Verärgerung der Spieler und hemme den Kampfgeist.
Die Zusammenlegung der beiden Fußballmannschaften Lok und Rotation Leipzig wird von den betreffenden Sportlern positiv gewertet; sie würde sich günstig auf das Leistungsniveau auswirken. Ungeklärt ist bisher noch der Einsatz des Trainers. Mehrfach wurde von Spielern die Meinung geäußert, es sei die beste Lösung, wenn keiner der beiden jetzigen Trainer der Mannschaften von Lok und Rotation für die neue Clubmannschaft eingesetzt würde, sondern ein neuer Trainer nominiert werde. Unter den Spielern besteht eine gewisse Spannung wegen der Ungewissheit, mit welchen Spielern die neue Mannschaft besetzt wird und wie es nach der Zusammenlegung weitergehen soll. Aktive des SC Lok Leipzig würden nach ihrer Ansicht eine Aussprache seitens des Verbandes zur Klärung der offenen Fragen begrüßen. Bei Spielern des SC Lok Leipzig ist festzustellen, dass sie sich in ihren Meinungsäußerungen sehr zurückhalten.
Mit Leistungssportlern geführte Gespräche über eventuelle Zuwendungen und finanzielle Unterstützung westdeutscher Sportler von westdeutschen Organen ergaben keine neuen Hinweise. Allgemein bekannt sei, dass die westdeutschen Tennisspieler besondere Vergünstigungen erhalten sollen. Einer dieser Tennissportler in Westdeutschland soll pro Turnier 500 DM erhalten, die meist als Spesen deklariert würden.
In Gesprächen zwischen Athleten der DDR und westdeutschen Sportfreunden wurde von den Westdeutschen darauf hingewiesen, dass der westdeutsche Sportler Georg Thoma28 – vor seinem Olympiasieg Postbote – jetzt Besitzer eines kleinen Hotels sei. Auch die Wiltrud Urselmann29 habe, nachdem sie mit ihren Medaillen aus Rom zurückkehrte, plötzlich ein eigenes Auto gefahren.
Einige westdeutsche Sportler erklärten, sie bekämen finanzielle Unterstützung, allerdings aus privater Hand in Form von Geschenken und nur vereinzelt in Bargeld.
In Westdeutschland soll ein ähnliches System der Zuwendungen wie in der ČSSR bestehen. In der ČSSR würden z. B. die Eishockeyspieler für jedes Spiel Zuwendungen erhalten, wobei die Mittel dafür vom Club gestellt würden. Die Clubs würden diese Mittel von Einnahmen der Spiele abzweigen. Von einigen Sportlern wird darauf verwiesen, dass auch die italienischen Sportler für Turniere finanzielle Unterstützungen erhalten würden.