Brände in der Land- und Forstwirtschaft seit 1.7.1963
6. August 1963
Einzelinformation Nr. 484/63 über Brände in der Land- und Forstwirtschaft seit 1. Juli 1963
In den letzten Wochen häuften sich – begünstigt durch die langanhaltende Trockenheit – die Brände in der Land- und Forstwirtschaft.
So gab es in der Zeit vom 1.7. bis 5.8.1963 allein 55 Brände in der Landwirtschaft mit einem Schaden von ca. 2,4 Mio. DM.1
Neben einer ganzen Anzahl von Bränden (13), die durch Blitzschlag entstand, ist eine Reihe von Bränden auch auf Unachtsamkeit, Oberflächlichkeit und Nichteinhaltung der Sicherheitsbestimmungen zurückzuführen.
Relativ groß ist dabei der Anteil der durch Selbstentzündung von Heu ausgebrochenen Brände.
Am 12.7.1963 brannten dadurch Scheune und Stall der LPG Hasenwinkel, [Kreis] Pritzwalk, [Bezirk] Potsdam, nieder (Schadensumme ca. 125 TDM).
Ebenfalls durch Selbstentzündung wurden am 27.7.1963 in der LPG Starvitz, [Kreis] Rügen, [Bezirk] Rostock, zwei Offenställe und eine Feldscheune vernichtet (Schadensumme ca. 120 TDM).
In der LPG Schönberg, [Kreis] Neuruppin, [Bezirk] Potsdam, verbrannte am 31.7.1963 ein ganzer Gebäudekomplex (Stall, Scheune, Melkhaus) durch die gleiche Ursache (Schadensumme 150 TDM).
Am 4.8.1963 wurden ein Rinderoffenstall und ein Häckseldiemen2 der LPG Buch, [Kreis] Tangerhütte, [Bezirk] Magdeburg, vernichtet. Bei der Untersuchung der Brandursachen wurde festgestellt, dass der Häckseldiemen auf einem 40 m langen Dunghaufen angelegt worden war, der letztlich die Entzündung auslöste.
Obwohl dem Nachtwächter bereits am 3.8.1963 starker Geruch und Hitzeentwicklung aufgefallen waren, erstattete er darüber keine Meldung, die eventuell ein größeres Feuer verhindert hätte (Schadensumme 30 TDM).
Oft wurden bei der Verrichtung landwirtschaftlicher Arbeiten die primitivsten Sicherheitsvorkehrungen verletzt, trotzdem allen Menschen bekannt ist, dass langanhaltende Trockenheit und Hitze das Entstehen von Bränden ungeheuer begünstigen.
So brannten am 25.7.1963 bei einem LPG-Bauern in Biehlen, [Kreis] Senftenberg, [Bezirk] Cottbus, zwei Ställe nieder, weil durch unachtsam auf dem Dunghaufen ausgeschüttete glühende Asche ein Feuer entstand.
Am 29.7.1963 entstand auf der LPG Jerchel, [Kreis] Gardelegen, [Bezirk] Magdeburg, ein Feuer, dem ein Kälberstall zum Opfer fiel. Das Feuer entstand, weil zwei Glühlampen einfach ins Heu eingebaut wurden, die beim Einschalten eine große Hitzestrahlung erzeugten (Schadensumme 31 TDM).
In der LPG Krahne, [Kreis] Brandenburg, [Bezirk] Potsdam, brannte am 30.7.1963 eine Scheune nieder, weil der Gebläsemotor heißlief (Schadensumme 10 TDM).
Am 1.8.1963 wurde ein Stall der LPG Langenlipsdorf, [Kreis] Jüterbog, [Bezirk] Potsdam, durch Feuer vernichtet. Der Brand entstand durch Kurzschluss an einer nur provisorisch verlegten Leitung, die überlastet wurde (Schadensumme 45 TDM).
In der LPG Typ III3 Stößen, [Kreis] Hohenmölsen, [Bezirk] Halle, verbrannte am 3.8.1963 eine Scheune. Während des Strohhäckselns, das von zwei Frauen durchgeführt wurde, wickelte sich Binderschnur um die Messerwelle des Häckslers und entzündete auf diese Weise das in der Scheune lagernde Stroh (Schadensumme 100 TDM).
Bereits am 27.6.1963 war der LPG-Vorsitzende von Mitarbeitern des MfS und der VP auf die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen hingewiesen worden, weil an diesem Tage auf der gleichen LPG bereits ein Brand entstanden war. Der LPG-Vorsitzende beachtete diese Hinweise jedoch nicht.
Am 4.8.1963 verbrannten mit einem Rinderstall der LPG Kmehlen, [Kreis] Großenhain, [Bezirk] Dresden, 70 Mastbullen. Die Brandursache ist hier jedoch vermutlich in einer Brandstiftung zu suchen (Schadensumme 120 TDM).
Noch nicht geklärt sind die Ursachen der Brände vom 4.8.1963 auf der LPG Gröbzig, [Kreis] Köthen, [Bezirk] Halle, wo eine Scheune und ein Wirtschaftsgebäude vernichtet wurden. (Schadensumme 90 TDM) und vom 5.8.1963 in der LPG »Börde« Dreileben, [Kreis] Wanzleben, [Bezirk] Magdeburg, wo 3 700 dt Futtermittel verbrannten (Schadensumme 108 TDM). Da der Brand in Dreileben beim Strohhäckseln entstand, wird vermutet, dass ein defekter Motor oder eine Wickelbildung die Ursachen sind.
Auch die Zahl der größeren Waldbrände steigt ständig an (15 seit 1.7.1963, die ca. 2 000 ha Waldfläche erfassten).
Nach uns vorliegenden Meldungen wurden ein großer Teil davon von Angehörigen der NVA bzw. der Sowjetarmee verursacht.
Zum Beispiel brach im NVA-Übungsgelände bei Pechern, [Kreis] Weißwasser, [Bezirk] Cottbus, am 7.7.1963 ein sogenanntes Wipfelfeuer aus, welches sich über eine Fläche von ca. 370 ha Hochwald ausdehnte. Die Ursache liegt in Schießübungen der NVA.
Aus dem gleichen Grunde verbrannten am 23.7.1963 bei Streganz, [Kreis] Königs Wusterhausen, [Bezirk] Potsdam, 50 ha Wald.
Am 23.7.1963 entstand durch Artillerieschießen der Sowjetarmee bei Boek, [Kreis] Neustrelitz, ein Brand, der 100 ha Wald erfasste.
Bei gemeinsamen Übungen von Angehörigen der NVA und der Sowjetarmee entstanden am 25.7.1963 auf dem Truppenübungsplatz Zeisholz, [Kreis] Kamenz, [Bezirk] Dresden – erfasste Fläche 120 ha Wald und 7 ha Getreide – und bei Stülpe-Ließen,4 [Kreis] Luckenwalde, [Bezirk] Potsdam – erfasste Fläche 250 ha Wald – zwei Brände.
Während der gemeinsamen Übungen waren kleinere Brandnester entstanden, die nach Abschluss der Manöver nicht richtig abgelöscht wurden.
Am 3.8.1963 brach bei Stepenitz, [Kreis] Pritzwalk, [Bezirk] Potsdam, durch Scharfschießen der Sowjetarmee ein Brand aus, der auch auf den benachbarten Kreis Lübz übergriff und insgesamt ca. 375 ha Wald erfasste (Schadensumme ca. 130 TDM).
Durch Bombenabwürfe sowjetischer Flugzeuge brach am 3.8.1963 im Gebiet Schlenzer, [Kreis] Jüterbog und Charlottenfelde, [Kreis] Luckenwalde, [Bezirk] Potsdam, ein Brand aus, der ca. 350 ha Wald vernichtete (Schadensumme ca. 500 TDM).
Zwei weitere größere Waldbrände ereigneten sich am 3. und 5.8.1963. Am 3.8.1963 brach bei Bräsinchen,5 Spremberg, [Kreis und Bezirk] Cottbus, im von der NVA genutzten Gelände ein Waldbrand aus, der ca. 400 ha Wald erfasste. Durch Funkenflug einer Lokomotive war am Tage vorher ein kleiner Brand entstanden, der jedoch sofort gelöscht werden konnte. Da die mit dem Bau des dortigen Wasserspeichers [Beschäftigten] während des Schichtwechsels am 3.8.1963 den alten Brandherd unbeaufsichtigt ließen, lebte dieser wieder auf und erreichte diese große Ausdehnung.
Am 5.8.1963 brannten bei Neu-Rietz,6 [Kreis] Belzig, [Bezirk] Potsdam, ca. 60 ha Wald, wobei die Brandursache noch nicht geklärt ist.