Einreise des britischen Botschafters in der BRD nach Ostberlin
16. März 1963
Einzelinformation Nr. 191/63 über das Passieren des KPP Friedrich-/Zimmerstraße durch den englischen Botschafter in Westdeutschland am 14. März 1963
Am 14.3.1963, gegen 14.20 Uhr, erschien am KPP Friedrich-/Zimmerstraße ein Pkw Opel Kapitän, Kennzeichen CCG 61–61 (englisches Militärfahrzeug), der mit einer englischen Standarte gekennzeichnet war. Der Fahrer trug englische Uniform, während die übrigen Fahrzeuginsassen in Zivil gekleidet waren. Vor der Einfahrt stoppte das Fahrzeug unmittelbar vor dem Schlagbaum und die Insassen drehten – ohne Aufforderung – die Fensterscheiben des Wagens herunter. Aufgrund dieser Handlung entstand der Eindruck, dass die Personen sich einer Kontrolle unterziehen lassen wollten.1 Da entsprechend der Anweisung alle Zivilpersonen – auch Diplomaten und Militärpersonen in Zivil – der Passkontrolle unterliegen, begab sich der Passkontrolleur an den Pkw und sagte in höflichem Ton: »Ihre Pässe bitte!« Die Insassen wiesen daraufhin ihre Militärkennkarten vor, ohne den Kontrollvorgang zu beanstanden. Daraufhin konnte das Fahrzeug den KPP sofort passieren. Der gleiche Vorgang wiederholte sich bei der Ausfahrt des Fahrzeuges gegen 16.55 Uhr am gleichen Kontrollpunkt. Die Insassen drehten unaufgefordert die Fahrzeugscheiben herunter und zeigten nach der Bemerkung:»Ihre Pässe bitte« die Militärkennkarten. Auch in diesem Fall gab es keine Beanstandungen durch die Insassen und das Fahrzeug konnte die Fahrt nach Westberlin fortsetzen. Den Kontrollkräften war nicht bekannt, dass sich unter den Insassen des englischen Militärfahrzeuges der englische Botschafter in Westdeutschland Roberts2 befand.
Am 15.3.1963, gegen 16.30 Uhr, erschien beim Leiter des KPP Friedrich-/Zimmerstraße ein Vertreter der sowjetischen Botschaft, der dem Leiter im Zusammenhang mit der Ein- und Ausreise sowjetischer Diplomaten bekannt ist (Name nicht bekannt).
Dieser äußerte zunächst sein Bedauern darüber, dass ihm ein Fehler unterlaufen sei, da ihm die Einreise des englischen Botschafters in das demokratische Berlin bekannt gewesen sei und er eine Vorausmeldung an die zuständigen Organe der DDR (KPP) versäumt hätte. Er brachte weiter zum Ausdruck, dass sich der englische Botschafter in Westdeutschland über die Kontrolle beim Grenzübertritt am KPP Friedrich-/Zimmerstraße beschwert habe und stellte in diesem Zusammenhang die Frage, ob es bei der Abfertigung Schwierigkeiten gegeben habe.
Nach Schilderung des tatsächlichen Sachverhaltes (wie in der Information aufgezeigt) wurde von dem Vertreter der sowjetischen Botschaft die Frage gestellt, ob es nicht möglich wäre, den englischen Botschafter bei seiner nächsten Einreise unkontrolliert passieren zu lassen. Ihm wurde erklärt, dass dies wahrscheinlich möglich sei, wenn sich die sowjetische Botschaft mit der entsprechenden Bitte an die zuständige Dienststelle wendet.
Fotografien über den Kontrollvorgang am KPP Friedrichstraße liegen vor.