Festnahme eines mehrfachen Hetzschmierers durch das MfS
15. Mai 1963
Einzelinformation Nr. 308/63 über die Festnahme eines mehrfachen Hetzschmierers durch das MfS
Am 14.5.1963 wurde in der Diabetiker-Zentrale Berlin der Rentner Conrad Thometzky, geb. am [Tag, Monat] 1889 in Ober Heiduk, wohnhaft Berlin-Lichtenberg, [Straße, Nr.], Mitglied der SPD von 1910 bis zur Auflösung der Parteiorganisation im demokratischen Berlin nach dem 13.8.1961,1 ehemaliger Grenzgänger2 bei der Westberliner Bewag, vom MfS beim Anschmieren einer Hetzlosung gestellt und festgenommen.
Die bisherigen Untersuchungen ergaben, dass Thometzky mindestens seit Anfang 1961 in der Diabetiker-Zentrale (regelmäßig vierteljährlich) und in den Stadtbezirken Prenzlauer Berg und Lichtenberg (Schott-, Normannen- und Heringer Straße) zahlreiche Hetzlosungen anschmierte. Er brachte seine insbesondere gegen den Genossen Walter Ulbricht3und gegen die Sicherungsmaßnahmen vom 13.8.4 gerichteten Hetzschmierereien vor allem in Wohnhäusern, Toiletten und Telefonzellen (u. a. auch in dort ausliegenden Telefonbüchern) an.
Neben durchgeführten Schriftuntersuchungen wird seine Täterschaft auch durch die Übereinstimmung bekannter Tatzeiten mit Vermerken in einem bei ihm sichergestellten Wandkalender bewiesen.
Außerdem wurden bei ihm Entwürfe von Hetzbriefen an die »Berliner Zeitung« und die »BZ am Abend« sichergestellt.
Eine frühere Aufklärung dieses Falles wurde z. T. dadurch erschwert, dass leitende Angestellte der Diabetiker-Zentrale die angeschmierten Hetzlosungen längere Zeit selbst entfernten, ohne die Sicherheitsorgane zu verständigen, obwohl gerade dort aufgrund der regelmäßigen Wiederholung der Schmierereien günstige Voraussetzungen für die Festnahme des Täters vorhanden waren.
Weitere vom MfS eingeleitete Untersuchungen werden u. a. dahingehend geführt, inwieweit Thometzky auch noch für andere Schmierereien, die bis in das Jahr 1959 zurückreichen (Verdachtsmomente sind vorhanden) und für die Verteilung von Hetzflugblättern usw. verantwortlich zu machen ist bzw. inwieweit seine Handlungen auf seine Verbindung zur SPD zurückzuführen sind.