Lohnforderungen der Arbeiter im VEB Maxhütte Unterwellenborn
6. Juni 1963
Einzelinformation Nr. 359/63 über Lohnforderungen in der Abteilung Freiformschmiede im VEB Maxhütte Unterwellenborn
In der Abteilung Freiformschmiede des VEB Maxhütte Unterwellenborn haben in der Nacht vom 3. zum 4. Juni 1963 von sämtlichen drei Brigaden (39 Mitglieder) insgesamt 31 Kollegen, darunter zwei Genossen, ein Schreiben an die Abt. Arbeit und Löhne des Betriebes unterschrieben, in welchem sie sinngemäß eine sofortige Überprüfung der Arbeitsplätze sowie dem damit zusammenhängenden Lohnniveau fordern.
Sie führten in ihrem Schreiben u. a. an, dass sie in den letzten Jahren ständig eine Produktivitätssteigerung erreicht hätten, ohne dass jedoch eine Verbesserung des Lohnes eingetreten wäre.
In dem Schreiben werden Vergleiche zwischen der körperlichen Arbeit und dem Lohnniveau der Abt. Freiformschmiede mit anderen Abteilungen angestellt und ein garantierter Nettolohnverdienst von mindestens 800 DM1 monatlich gefordert. (Das Schreiben wurde in dreifacher Ausfertigung abgefasst und unterschrieben.)
Die eingeleiteten Untersuchungen des MfS ergaben:
Den äußeren Anlass für das Abfassen eines solchen Schreibens gab eine Versammlung, in der über die Herauslösung des Z-Zuschlages2 beraten wurde.
Unter den Arbeitern war die Meinung verbreitet, ihnen werde in Zukunft nur noch eine Normenerfüllung bis zu 170 % bezahlt.
In dieser Beratung wurden von den Arbeitern aber zugleich auch Mängel in der Arbeitsweise des Meisters genannt, u. a. auch in der Lohnabrechnung.
In diesem Zusammenhang erklärte der Meister, dass sie ihre Forderungen schriftlich niederlegen sollen.
Das Schreiben wurde von dem parteilosen Arbeiter [Name] verfasst, welcher aufgrund einer 300 %igen Normerfüllung bisher einen Verdienst von ca. 900 DM bis 1 000 DM monatlich hatte. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er jedoch diese hohe Normenerfüllung nicht mehr halten, wodurch sein Durchschnittsverdienst auf etwa 700 DM sank. Von ihm wurde die schriftliche Lohnforderung mit angeregt und formuliert.
Durch den Einsatz gesellschaftlicher Organisationen wurde bei einem großen Teil der beteiligten Brigademitglieder soweit Klarheit über das Problem geschaffen, dass sie ihre Unterschrift zurückziehen wollen.
In der Diskussion brachten sie zum Ausdruck, dass es aber trotzdem erforderlich sei, aufgrund der schweren körperlichen Arbeit die technologischen Verhältnisse zu überprüfen und damit im Zusammenhang auch eventuell die aufgeworfene Lohnfrage zu klären.
Der Plan in der Abt. Freiformschmiede wird ständig erfüllt.
Der Durchschnittslohn beträgt etwa 600 bis 700 DM.
Bisher sind in diesem Bereich keine Personen negativ angefallen.
Weitere Ermittlungen werden durch das MfS geführt.