Salmonella-Erkrankungen in der Jugendhochschule Bogensee
28. Mai 1963
Einzelinformation Nr. 336/63 über die Salmonella-Erkrankungen in der Jugendhochschule Bogensee
Am 25.2.1963 trat im Objekt der Jugendhochschule Bogensee1 die in diesem Krankheitsgeschehen erste Darmerkrankung eines Schülers auf, der in der Folgezeit bis 4.3.1963 weitere 37 Erkrankungen folgten. Aufgrund dieses Ansteigens wurde am 2.3.1963 für die Jugendhochschule Quarantäne angeordnet.
Die Krankheiten hatten einen sehr leichten Verlauf und bis zum 3.4.1963 konnten bis auf einen Fall alle Erkrankten aus der stationären Behandlung entlassen werden.
Ein genauer klinischer oder bakteriologischer Befund (die sofort eingeleiteten Stuhl- und Lebensmitteluntersuchungen waren ausnahmslos negativ) konnte zu diesem Zeitpunkt nicht erbracht werden.
Die im April 1963 erfolgten Stuhluntersuchungen bei Kontaktpersonen von Erkrankten wiesen 23 Personen, vorwiegend Kinder, als Salmonellen-Ausscheider (aber nicht als Dauerausscheider) aus.
Aufgrund dieser Tatsache und zweier neuer Erkrankungen nach dem 9.5.1963 wurden von den zuständigen Stellen des Gesundheitswesens Stuhluntersuchungen von allen im Objekt der Jugendhochschule wohnhaften und beschäftigten Personen angewiesen.
Dabei wurde in 115 von 300 untersuchten Proben Salmonella festgestellt.
Da die Jugendhochschule als Unterkunft für eine große Zahl von Delegierten zum VII. Parlament2 vorgesehen ist, wurde eine Kommission – hauptsächlich aus führenden Vertretern des Gesundheitswesens bestehend – mit der näheren Untersuchung dieses Seuchengeschehens und mit der Ursachenforschung beauftragt.
In der weiteren Untersuchung wurde festgestellt, dass es sich um »Salmonella Typhimurium«3 handelt. Die als Ausscheider ermittelten Fälle waren beim 2. Abstrich sämtlich negativ. Das beweist, dass es sich um keine Dauerausscheider handelt, sondern dass die durch Lebensmittel in den Körper gelangten Keime innerhalb einiger Tage wieder ausgeschieden werden.
Zur Ursachenforschung:
Da im gesamten Kreisgebiet Bernau und im übrigen Bezirk Frankfurt/O. in anderen Fällen der gleiche Salmonella-Typ nachgewiesen wurde, wird von den Experten die Meinung vertreten, dass es sich mit Sicherheit um infizierte Fleisch- und Wurstwaren handeln muss.
Zum Zeitpunkt der Erkrankungen wurden Fleisch- und Wurstwaren aus dem Fleischkombinat Eisenhüttenstadt an die Jugendhochschule, an den Kreis Bernau und an andere Kreise geliefert, die bei den örtlichen Untersuchungen im Fleischkombinat Eisenhüttenstadt selbst einige Salmonella Typhimurium beinhalten. Auch im Bezirk Cottbus wurden diese Erreger dort festgestellt, wo vom Fleischkombinat Eisenhüttenstadt Lieferungen erfolgt waren, sodass als Ausgangspunkt dieses Fleischkombinat angesehen werden muss. Weitere Untersuchungen dazu sind noch im Gange.
Durch die sofortige Einleitung umfangreicher Hygienemaßnahmen und prophylaktischer Maßnahmen sind die Erkrankungen im Abklingen. Es gibt keine Neuerkrankungen mehr.
Gegen eine Unterbringung von Delegierten des VII. Parlaments in der Jugendhochschule bestehen vonseiten der Experten keinerlei Bedenken.
(Der im Objekt Üdersee4 aufgetretene Darmerkrankungsfall steht in keinem Zusammenhang mit dem Krankheitsgeschehen in Bogensee. Es handelt sich um eine einzelne Salmonella-Erkrankung vom Typ »Gärtner«.)
Unabhängig davon wurden zur Sicherung des VII. Parlaments weitere Hygiene- und vorbeugende Maßnahmen eingeleitet.