Versand in die DDR eines Artikels der »Neuen Zürcher Zeitung« über China
24. Mai 1963
Einzelinformation Nr. 332/63 über eine neue Hetzschriftenaktion des Gegners
Erstmalig am 17.5.1963 wurden vom MfS neuartige Hetzschriften sichergestellt, von denen ein Exemplar als Anlage beigefügt wird.
Diese Hetzschriften wurden in der Zeit vom 13. bis 15.5.1963 von verschiedenen Großstädten der Schweiz aus per Post in die DDR gesandt.
Es handelt sich um einen Nachdruck der dritten Seite der »Neuen Zürcher Zeitung«1 vom 9.3.1963, die sich in hetzerischer antikommunistischer Form mit den Meinungsverschiedenheiten zwischen den Kommunistischen Parteien der Sowjetunion und Chinas befasst. Der Hetzschrift ist ein Zettel beigelegt, der dazu auffordert, weiteres Material vom »Verlag für fremdsprachige Literatur Peking« zu beziehen.
Das typischste dieser neuen Hetzschriftenaktion ist jedoch, dass in allen bisher bekannt gewordenen Fällen – Berlin (500) und in den Bezirken Schwerin (13), Suhl (11) und in anderen Bezirken – die Hetzschriften ausnahmslos gezielt und in erster Linie an führende Funktionäre gesandt wurden. So wurden Mitglieder und Mitarbeiter des ZK der SED, Genossen der Bezirksleitungen der SED, Ministerien, Mitglieder der Volkskammer, führende Funktionäre der Blockparteien, zentrale und territoriale Leitungen der Massenorganisationen, Gerichte und Staatsanwaltschaften, Handelsvertretungen, Botschaften und Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften angeschrieben. Außerdem waren die Hetzschriften in verschiedenen Fällen auch an Schauspieler und Künstler, an Jugendclubs, Buchhandlungen, Fachschulen, wissenschaftliche Institute und Wissenschaftler, Druckereien und an LPGen gerichtet.
Diese Tatsache lässt mit Sicherheit darauf schließen, dass der eigentliche Ausgangspunkt dieser Aktion nicht in der Schweiz liegt, sondern dass als Initiatoren offensichtlich westdeutsche Feindzentralen2 infrage kommen.