Vorkommnisse und Probleme bei der Passierscheinausgabe
20. Dezember 1963
Einzelinformation Nr. 784/63 über besondere Vorkommnisse und Probleme im Zusammenhang mit der Passierscheinausgabe und dem Besuch Westberliner Bürger im demokratischen Berlin
Bisher zeichnen sich im Zusammenhang mit o. g. Fragen im Wesentlichen folgende Probleme ab:
Trotz weiter verbesserter Organisationen der Arbeiten in den Ausgabestellen1 und des zusätzlichen Einsatzes von Postangestellten2 der DDR konnte der Arbeitsanfall wegen des immer stärker werdenden Andranges nicht vollständig bewältigt werden. Beeinträchtigend auf den Arbeitsablauf wirken
- –
die zahlreichen zu beantwortenden Anfragen Westberliner Bürger (Anfragen über Mitbringen von Hunden, Besuch von Friedhöfen, Geschenke an Verwandte und damit zusammenhängende Zollbestimmungen usw.),
- –
ferner oft ungenügende Ausfüllung der Anträge, Anwesenheit von Vertretern der Presse.
Typisch ist das systematische Vorgehen der Westberliner Stellen, um eine Einschaltung Westberliner Behörden, der Westpost und der Kripo, eine Erhöhung der Zahl der Postangestellten der DDR in den Ausgabestellen und eine Verlängerung der Ausgabezeiten zu erreichen.
Im Zusammenhang mit der Ausgabe von Passierscheinanträgen wurden an der Ausgabestelle Neukölln durch Westberliner Spekulationen betrieben und Passierscheinanträge zu 5,00 Westmark gehandelt.
In den letzten Tagen haben Verbindungsaufnahmen von Westberlinern mit Bürgern im demokratischen Berlin3 auf dem Postwege weiter zugenommen. Durch Briefe und Telegramme werden die DDR-Bürger aufgefordert, weitere Verwandte in der DDR nach Berlin zu bestellen, um mit ihnen gemeinsam im demokratischen Berlin zusammenzukommen. Auch das Hauptpostamt in Pankow erhielt vom Haupttelegrafenamt aus Westberlin Telegramme zur Weiterleitung an Bewohner in der DDR, vorwiegend in die Randgebiete von Berlin gerichtet. In den Telegrammen werden die Bürger der DDR aufgefordert, nach Berlin zu kommen, um sich mit ihren Westberliner Verwandten zu treffen.