Entgleisung von 33 Wagen eines Güterzuges
10. Januar 1964
Einzelinformation Nr. 26/64 über die Entgleisung von 33 Wagen eines Güterzuges auf der Strecke Halle – Köthen am 9. Januar 1964
Am 9.1.1964, gegen 9.00 Uhr, entgleisten 33 Wagen des Durchgangsgüterzuges 6793 ca. 500 Meter vor dem Bahnhof Stumsdorf, Strecke Halle – Köthen. 28 Wagen davon stürzten um und erlitten zum Teil Totalschaden. Die umgestürzten Wagen waren beladen mit Koks, Schotter und Tonrohren. Außerdem befanden sich unter den umgestürzten Wagen zwei Kesselwagen mit Benzin und zwei Kesselwagen mit Chlor. Ein Benzinwagen lief aus; vom zweiten Benzinwagen wurde durch die Feuerwehr der BdVP Halle ein Teil des Benzins aufgefangen und umgefüllt.
Bei dem Durchgangsgüterzug 6793 handelt es sich um einen 0-Mann-Zug (nur Lokpersonal ohne Zugführer und -schaffner), der von einer E-Lok gezogen wurde. Der Güterzug hatte eine Geschwindigkeit von 50 km/h.
Nach den bisherigen Feststellungen wurde der Unfall durch einen Achshalterbruch eines mitfahrenden Wagens verursacht. Ferner wirkte eine Spurerweiterung des Oberbaues zwischen 14 und 37 mm begünstigend. Die zulässige Erweiterung beträgt 30 mm. Der Schrankenwärter vom Posten 50 (ca. 300 Meter vor dem Unfallort stationiert) bemerkte nach seinen Angaben beim Vorbeifahren des Güterzuges 6793, dass im ersten Drittel des Zuges ein Kohlenwagen entgleist war. Die durch den Schrankenwärter unmittelbar nach dieser Feststellung eingeleitete Maßnahme – Verständigung des nächsten Postens zwecks Anhaltens des Güterzuges – wurde durch den kurz danach eingetretenen Unfall nicht mehr wirksam.
Durch die Entgleisung entstand am Oberbau ein Totalschaden von 400 Metern. Außerdem wurden 400 Meter Fahrleitung heruntergerissen und zwei Fahrleitungsmasten stürzten um. Der finanzielle Schaden beträgt etwa 280 000 DM, davon am Wagen 250 000 DM, an der Oberleitung 14 000 DM, an Anlagen 10 000 DM und an Ladung 6 000 DM.
Die gesamte Strecke Halle – Köthen wurde am 9.1.1964 gesperrt. Der Berufsverkehr wurde im Schienenersatzverkehr aufrechterhalten, der Güterverkehr wurde über Bitterfeld umgeleitet.
Am 10.1.1964 ist die Strecke ab 9.00 Uhr eingleisig im 10-km/h[-Tempo] mit Dampf und ab 14.00 Uhr zweigleisig im 15-km/h[-Tempo] mit Dampf wieder befahrbar.
Untersuchungen zur restlosen Aufklärung der Unfallursache sind durch eine Expertenkommission der Reichsbahn aufgenommen worden. Weitere Untersuchungen werden durch das MfS in Zusammenarbeit mit der Transportpolizei geführt.