Grenzprovokation mit Brandflaschen (1)
8. Oktober 1964
Einzelinformation Nr. 862/64 über eine Grenzprovokation im Raum Kleinmachnow
Am 7.10.1964, gegen 19.50 Uhr, wurden im Gebiet von Kleinmachnow (Philipp-Müller-Allee) von Westberlin aus fünf Brandflaschen und andere mit einer brennbaren Flüssigkeit getränkte Materialien (Stoff, Papier usw.) auf das Territorium der DDR geworfen. Die Untersuchung des Tatorts ließ eindeutig erkennen, dass das Ziel dieser Provokation darin bestand, den an dieser Stelle befindlichen Beobachtungsturm der NVA/Grenze (etwa 25 m von der Grenze entfernt) zu vernichten.
Bei den Brandflaschen handelt es sich um mit Benzol oder einer ähnlichen Flüssigkeit gefüllte Bierflaschen der Westberliner Schultheiß-Brauerei. Die Flaschen waren mit Stoffpfropfen, die als Docht dienten, verschlossen. Sie wurden auf Westberliner Gebiet entzündet und dann auf das DDR-Territorium geworfen. Drei der geworfenen Flaschen brannten, davon eine unmittelbar am Fuße des Beobachtungsturmes. Dank der schnellen Reaktion der Grenzposten wurde das Abbrennen des Beobachtungsturmes verhindert.
Die anderen geworfenen Materialien waren mit einer schwer entzündbaren Flüssigkeit getränkt. Ein Brandversuch ergab, dass diese Flüssigkeit nach erfolgter Entzündung unter großer Hitzeentwicklung verbrennt. Offensichtlich wurde von den Provokateuren die Absicht verfolgt, mit den Brandflaschen einen Oberflächenbrand zu erzeugen, durch den die anderen Materialien entzündet werden sollten. Dadurch wäre ein großes Brandnest entstanden.
Die von den Provokateuren geworfenen Flaschen und Materialien wurden sichergestellt. Gegen 20.40 Uhr konnten auf Westberliner Gebiet im Gebüsch dicht an der Staatsgrenze zwei Jugendliche festgestellt werden. Sie riefen den Grenzposten zu: »Es hat uns großen Spaß gemacht«. Unter Benutzung von Fahrrädern entfernten sie sich daraufhin. Weitere Ermittlungen wurden in Verbindung mit der NVA/Grenze eingeleitet.