Großbrand im Betrieb Autogen Gasakkumulator
23. Januar 1964
Einzelinformation Nr. 64/64 über einen Großbrand im halbstaatlichen Betrieb Autogen-Gasakkumulator i. V. Böhlitz-Ehrenberg, [Kreis] Leipzig, Zweigwerk Oberlichtenau, Bezirk Karl-Marx-Stadt
Am 22.1.1964, gegen 19.10 Uhr, brach in der Abfüllstation der o. g. Betriebes ein Brand aus, der sich – von fortlaufenden heftigen Explosionen begleitet – bis gegen 6.00 Uhr früh des 23.1.1964 hinzog. Die Löscharbeiten wurden durch fortwährendes Explodieren von Gasflaschen erschwert. Der Gebäudeteil, in dem sich die Abfüllstation befand, wurde vernichtet, das Hauptgebäude konnte durch Sicherungsmaßnahmen vor Schaden bewahrt werden.
Nach ersten vorliegenden Einschätzungen entstand ein Gebäudeschaden von ca. 150 TDM. Der Sachschaden an Produktionsanlagen und sonstigen Ausrüstungen ist noch nicht abzusehen.
Als Ursache des Großbrandes konnte folgender Sachverhalt ermittelt werden: Am Abend des 22.1.1964 befanden sich der Meister [Name] und zwei Arbeiter in der Abfüllstation. Der Meister stellte eine undichte 10-Liter-Gasflasche fest und versuchte, die Dichtung auszuwechseln. Entgegen den einschlägigen gesetzlichen und technischen Bedienungsvorschriften – Verwendung von Messingwerkzeugen – benutzte [Name] einen Eisendorn, da das Messingwerkzeug abgenutzt war. Durch Funkenbildung entzündeten sich die aus der undichten Gasflasche ausströmenden Gase. [Name] versuchte sofort zu löschen, erlitt dabei jedoch Verbrennungen und flüchtete daraufhin mit den beiden Arbeitern. Er musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Im Anlagevermögen des Betriebes ist schwedisches Kapital (88,5 %) enthalten.1 Durch die Deutsche Auslands- und Rückversicherung AG2 werden gegenwärtig Überprüfungen geführt, ob und in welcher Höhe eventuell Schadenersatz an die schwedischen Aktionäre gezahlt werden muss.
Da das Werk unmittelbar an die Eisenbahntrasse der Strecke Karl-Marx-Stadt – Berlin angrenzte, musste die Durchfahrt für alle Züge bis 1.00 Uhr gesperrt werden. Danach wurde die Durchfahrt für alle Züge ohne Halt angeordnet.
Weitere Untersuchungen werden vom MfS noch geführt.