Pressegespräche mit Abusch und Wendt für »Zeit« und »Stern«
7. Januar 1964
Einzelinformation Nr. 17/64 über einen Vorschlag für ein Pressegespräch mit dem Stellvertretenden Ministerpräsidenten Abusch und Staatssekretär Wendt für die Zeitschriften »Stern« und »Die Zeit«
Von dem Westberliner Journalisten Dr. Stehle,1 der Verbindungen zu Senatskreisen um Pressechef Bahr2 hat und bereits mehrfach im Auftrage dieser Kreise Kontaktmöglichkeiten zu DDR-Organen sondierte und Kontaktvorschläge unterbreitete, wurde einer zuverlässigen Quelle folgender Vorschlag übermittelt:3
In Absprache mit den leitenden Persönlichkeiten der Zeitschriften »Stern« und »Die Zeit« plant Stehle ein informelles Pressegespräch mit dem Stellvertretenden Ministerpräsidenten Abusch4 und Staatssekretär Wendt.5 Ziel des Gespräches soll sein, durch eine sogenannte Aufwertung dieser beiden Persönlichkeiten in der westdeutschen Öffentlichkeit, nach Auffassung Stehles, die Verhandlungsatmosphäre nach dem Berliner Abkommen6 weiter zu verbessern.7 Die Wahl sei deshalb auf Abusch und Wendt gefallen, weil sie durch das Berliner Abkommen in der westdeutschen Öffentlichkeit als Ausdruck der Verhandlungsbereitschaft der DDR gut bekannt geworden wären.
Als Ergebnis eines solchen informellen Pressegesprächs plant Stehle eine ausführliche Artikelserie, in der die bisherige politische Entwicklung beider Persönlichkeiten und ihre heutige Stellung und politische Konzeption dargestellt werden sollen. Stehle schlage ein Pressegespräch vor, weil er selbst zzt. ein direktes wörtliches Interview nicht für möglich halte. Sollte allerdings ein direktes Interview vonseiten der DDR befürwortet werden, erscheine ihm das vorteilhafter. In jedem Falle wolle Stehle alle Veröffentlichungen über Abusch und Wendt ihnen vorher zur Genehmigung und Begutachtung vorlegen.
Die Quelle wurde von Stehle in der Richtung angesprochen, diesen Vorschlag weiterzuleiten. Falls Interesse an der Angelegenheit bestehen sollte, wäre es notwendig, auch den Bescheid an Stehle über die Quelle gehen zu lassen.