Schlammeinbruch in Grube Cäsar bei Egeln
23. Januar 1964
Einzelinformation Nr. 63/64 über einen Schlammeinbruch in der Grube Cäsar bei Egeln, Kreis Staßfurt, Bezirk Magdeburg
Am 22.1.1964, gegen 9.00 Uhr, erfolgte in der Sohle 5 der zum BKW Nachterstedt gehörende Tiefbaugrube Cäsar (Braunkohlenförderung) ein Schlammeinbruch. Zum Zeitpunkt des Schlammeinbruchs waren in der 80 m tief liegenden Sohle 5 zwei Kollegen mit Sicherungsarbeiten vor Ort beschäftigt, während eine Förderung selbst an diesem Tage nicht erfolgte.
Durch den Schlammeinbruch unmittelbar vor Ort wurde einer der mit Sicherungsarbeiten beschäftigten Kollegen von den Schlammmassen zum Stollenausgang gedrückt und konnte sich dadurch retten. Der andere Kollege [Name, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1930, seit 1947 im Betrieb tätig, wird noch vermisst.
Alle zur Rettung des [Name] möglichen Maßnahmen wurden sofort eingeleitet (Vordrängen im Unfallschacht, Rettungsbohrung vom Parallelschacht aus, Vortrieb eines neuen Stollens in Richtung Unfallstelle). Die Rettungsmannschaften werden voraussichtlich am Abend dem 23.1.1964 an der Unfallstelle sein. Bisher wurden noch keine Lebenszeichen von [Name] wahrgenommen.
Über die genauen Ursachen des Schlammeinbruches besteht noch keine Klarheit. Es liegen Hinweise vor, dass am 21.1.1964 erstmalig ein Bergmann unterirdische Nässe im Schacht festgestellt und angeblich dem Sicherheitssteiger auch gemeldet haben will. Im Falle einer Bestätigung dieses Hinweises läge ein grober Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften vor, die bei Auftreten von solchen nassen Stellen ein Einstellen aller Schießarbeiten fordern. Am 21. und 22.1.1964 wurde aber im Schacht weiter geschossen.
Die genaue Überprüfung durch das MfS ist noch im Gange. Nach Vorliegen konkreter Ergebnisse wird ergänzend informiert.