Tätlicher Angriff auf LPG-Vorsitzenden
24. Oktober 1964
Einzelinformation Nr. 944/64 über einen tätlichen Angriff auf den Vorsitzenden der LPG Typ I »Bergfrieden« Sohland/Spree, Kreis Bautzen, [Vorname Name 1], am 23. Oktober 1964
Am 23.10.1964, gegen 19.00 Uhr, wurde der Vorsitzende der LPG Typ I1 »Bergfrieden« in Sohland/Spree, Kreis Bautzen, [Vorname Name 1], Kandidat der SED und Träger des Nationalpreises II. Klasse (am 6.10.1964 ausgezeichnet) vom Mitglied der Feldbaubrigade der gleichen LPG, [Vorname Name 2], tätlich angegriffen.
[Name 2] lauerte dem LPG-Vorsitzenden vor dessen Wohnung auf, um mit ihm Fragen der Futterverteilung zu besprechen. Er hatte bisher nicht die monatlich geplanten 110 Arbeitseinheiten2 erarbeitet und bekam daher – wie mehrere andere LPG-Mitglieder auch – nicht in vollem Umfang kostenlos das Futter für seine individuelle Viehwirtschaft (acht Kühe, mehrere Schweine) zur Verfügung gestellt. Als der Vorsitzende [Name 1], der sich gerade zu einer Sitzung begeben wollte, den [Name 2] an den Feldbaubrigadier verwies, schlug dieser mit beiden Fäusten mehrere Male zu und brachte dem [Name 1] geringfügige Verletzungen im Gesicht und am Hinterkopf bei.
Nach ärztlichem Gutachten trug [Name 1] Schwellungen davon; im Gesicht sind mehrere Schlagstellen zu erkennen. [Name 1] konnte nach ambulanter Behandlung sofort wieder entlassen werden.
Das Motiv für die Handlung des [Name 2] besteht darin, dass der LPG-Vorstand aufgrund unzureichender Arbeitsergebnisse mehrerer LPG-Mitglieder – Nichterfüllung der geplanten Arbeitseinheiten – den Beschluss fasste, die durch die LPG zu liefernden Naturalien von diesen Mitgliedern bezahlen zu lassen, womit [Name 2] unzufrieden war.
[Name 2, Vorname] ist am [Tag, Monat] 1927 in Sohland geboren und dort wohnhaft. Er ist Mitglied der DBD. Bis 1961 war er Abgeordneter der örtlichen Volksvertretung. Circa ein halbes Jahr war er Vorsitzender einer damals im gleichen Ort bestehenden nur ca. 20 ha großen LPG. Er wird als sehr jähzornig und herrschsüchtig im Umgang mit anderen LPG-Mitgliedern und auch mit seiner Familie bezeichnet. 1960 trat er als einer der letzten Bauern der LPG »Bergfrieden« bei.
Während seiner Abgeordnetentätigkeit und auch im Genossenschaftsleben verhielt er sich passiv. Gegenwärtig wehrt er sich gegen jeden Fortschritt in der genossenschaftlichen Arbeit. Besonders macht sich dies in Vollversammlungen bemerkbar, wo er sich in solchen Fragen oft gegen die Meinung anderer LPG-Mitglieder stellt.
Nähere Untersuchungen zur Person des [Name 2], zu seinen Motiven und zur eventuellen strafrechtlichen Ahndung sind noch im Gange.