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Verlauf des 2. Passierscheinabkommens (24)

13. November 1964
24. Bericht Nr. 1012/64 über den Verlauf des 2. Passierscheinabkommens

Der Besucherverkehr über die KPP an der Staatsgrenze in Berlin verlief in der Zeit vom 9.11. bis 12.11.1964 wie folgt:

[Besuchsverkehr]

9.11.

10.11.

11.11.

12.11.

Aufgrund der ausgegebenen Passierscheine wurden erwartet

23 322

14 290

11 371

12 627

eingereist sind

21 274 (91,2 %)

12 659 (88,5 %)

10 315 (90 %)

10 959 (86,8 %)

mit Kfz

2 258

1 225

1 126

898

Davon reisten über die einzelnen KPP ein:

[Übergang]

9.11.

10.11.

11.11.

12.11.

Bahnhof Friedrichstraße

11 535

6 922

5 588

6 539

Chausseestraße

2 604

1 401

1 145

947

Invalidenstraße

1 781

1 035

942

743

Oberbaumbrücke

2 170

1 392

1 032

1 266

Sonnenallee

3 184

1 909

1 608

1 464

Damit reisten im 1. Besuchszeitraum (30.10.–12.11.1964) insgesamt 571 145 Westberliner Bürger mit Passierscheinen1 in die Hauptstadt der DDR ein. Aufgrund der ausgegebenen Passierscheine musste mit der Einreise von insgesamt 609 190 Westberlinern gerechnet werden. Somit reisten im 1. Besuchszeitraum 93,75 % der Westberliner, die einen Passierschein erhalten hatten, in die Hauptstadt der DDR ein (38 045 Personen = 6,25 % – ließen den Passierschein verfallen).

Für den 2. Besuchszeitraum ist aufgrund der ausgegebenen Passierscheine mit der Einreise von insgesamt 1 099 618 Westberliner Bürger zu rechnen.

Mit Passierschein für dringende Familienangelegenheiten reisten außerdem 36 Personen am 9.11., 89 Personen am 10.11., 86 Personen am 11.11. und 76 Personen am 12.11. ein. Vom 30.10. bis 12.11.1964 reisten damit insgesamt 636 Westberliner Bürger mit Passierscheinen für dringende Familienangelegenheiten in die Hauptstadt der DDR ein.

Neben diesen Westberliner Bürgern reisten außerdem

  • am 9.11.: 4 336 Personen,

  • am 10.11.: 4 719 Personen,

  • am 11.11.: 5 488 Personen,

  • am 12.11.: 4 964 Personen

aus Westdeutschland und aus anderen nichtsozialistischen Ländern in die Hauptstadt der DDR ein.

Die Ausreise von DDR-Bürgern im Rentenalter2 über die KPP an der Staatsgrenze in Berlin belief sich am 9.11. auf 7 329 Personen, am 10.11. auf 9 011, am 11.11. auf 5 499 und am 12.11. auf 6 504 Personen. Seit dem 1.11.1964 haben damit insgesamt 77 386 DDR-Bürger im Rentenalter die Staatsgrenze nach Westberlin passiert.

Der Reiseverkehr über die KPP an der Staatsgrenze in Berlin wurde auch an den letzten vier Tagen des 1. Besuchszeitraums reibungslos und zügig abgewickelt. Es entstanden keine Wartezeiten. Der Schwerpunkt der Einreise war an diesen Tagen die Zeit zwischen 8.00 und 11.00 Uhr, der Ausreise wiederum zwischen 21.00 und 24.00 Uhr. Es kam zu keinen besonderen Vorkommnissen.

Damit kann für den gesamten 1. Besuchszeitraum festgestellt werden, dass der Reiseverkehr an den KPP3 an der Staatsgrenze in Berlin im Wesentlichen reibungslos abgewickelt4 wurde. Vorübergehende Wartezeiten zwischen 20 und 45 Minuten entstanden lediglich bei der Ein- und Ausreise an den beiden Sonnabenden und Sonntagen im 1. Besuchszeitraum. Negative Äußerungen oder beleidigendes Auftreten der ein- und ausreisenden Westberliner bei der Abfertigung an den KPP blieben – abgesehen von der Reaktion auf den Geldumtausch – auf Einzelfälle beschränkt.

Die Einsatzkräfte der Westberliner Polizei auf der westlichen Seite der KPP wurden jeweils an den Tagen verstärkt, an denen ein größerer Besucherandrang herrschte. Zu besonderen Vorkommnissen5 ist es bis auf einige wenige Fälle,6 in denen die Westkräfte gegenüber unseren Grenzsicherungskräften beleidigend bzw. provozierend auftraten, nicht gekommen.7

In den Abendstunden des 11.11.1964 wurde festgestellt, dass am West-KPP Chausseestraße die aus der Hauptstadt der DDR nach Westberlin zurückfahrenden Kfz einer verhältnismäßig strengen Kontrolle unterzogen wurden.

Westliche Filmreporter und das Westfernsehen, die jeweils an den ersten Tagen der Einreise der Westberliner bzw. der Ausreise der DDR-Bürger im Rentenalter auf Westberliner Seite an den KPP in größerem Umfange auftraten, waren an den letzten Tagen nur noch vereinzelt festzustellen.

An den letzten vier Tagen wurden als Geschenke die gleichen Warenarten wie an den Vortagen mitgeführt. In der Zeit vom 9. bis 12.11. erfolgten bei der Einreise neun Beschlagnahmen (u. a. ein Konverter8 und MDN) und bei der Ausreise 14 Beschlagnahmen (Textilien, Fleischwaren, Briefmarken usw.). Bei der Einreise erfolgten an diesen Tagen 179 Rückweisungen (u. a. Medikamente, Dias, Bücher und ein Fernsehgerät) und bei der Ausreise 123 (Textilien, Fleischwaren, Schallplatten, Porzellan usw.). In 913 Fällen wurden Zeitungen, Zeitschriften, Prospekte und Schundliteratur formlos eingezogen. Zu besonderen Vorkommnissen kam es dabei nicht.

Wie bereits an den Vortagen sprachen sich verschiedentlich Westberliner Bürger wieder anerkennend über ihre korrekte und zügige Abfertigung aus. In einer Reihe von Fällen wurde der vom DRK für ältere und gebrechliche Personen eingerichtete Hilfsdienst besonders lobend hervorgehoben.

Nachdem am 9.11. noch 13 Westberliner Bürger, die in die Bezirke der DDR einzureisen versuchten, zurückgewiesen werden mussten, waren in den folgenden Tagen nur noch vereinzelt solche illegalen Einreiseversuche festzustellen.

Nach wie vor gab es Bestrebungen und in Einzelfällen im Hinblick auf den 2. Besuchszeitraum auch schon Ankündigungen von DDR-Bürgern, am Tage des Verwandtenbesuches von der Arbeit fernzubleiben. Ebenso halten die Diskussionen über die Einbeziehung des Grenzgebietes in das Passierscheinabkommen an. Am 10.11. hatte die im Grenzgebiet wohnende DDR-Bürgerin [Name, Vorname], [Straße, Nr.] mit zwei Westberliner Besuchern eine Kaffeetafel im Freien (ebenfalls [Straße] vorbereitet, die nach etwa zehn Minuten von den Grenzsicherungskräften aufgelöst wurde.

Geldumtausch

Die Durchführung des Mindestumtausches9 durch Westberliner Bürger zeigt in den Tagen vom 9.11. bis 12.11.1964 folgende Entwicklung:

[Tag]

Zahl der Umtauschenden

% der Tageseinreise

Umtauschsumme

9.11.1964

8 419

39,4 %

25 245

10.11.1964

5 407

42,7 %

16 373

11.11.1964

4 060

39,3 %

12 159

12.11.1964

4 511

41,0 %

13 529

[gesamt]

22 397

40,5 %

67 306

Damit wurden im 1. Besuchszeitraum vom 30.10. bis 12.11.1964 von 200 320 Westberliner Bürgern insgesamt 601 298 DM/West getauscht. Der Anteil der Westberliner, der vom Mindestumtausch Gebrauch machte, beträgt für diesen Zeitraum 35 %. Dabei muss berücksichtigt werden, dass sich unter den Westberliner Besuchern eine größere Anzahl Personen (Rentner, Kinder usw.) befand, für die ein Mindestumtausch nicht vorgesehen ist.

Die Abwicklung des Mindestumtausches an den KPP verlief ohne besondere Vorkommnisse. Die Hauptargumente für die Ablehnung eines Mindestumtausches wie – der Umtausch sei eine freiwillige Angelegenheit und – die Verwandten bezahlen alle Unkosten blieben während des gesamten Besuchszeitraumes im Wesentlichen gleich. Festzustellen war, dass sich die Westberliner Besucher insbesondere seit Anfang November bei der Ablehnung des Mindestumtausches verstärkt auf westliche Rundfunk- und Pressemeldungen beriefen.

  1. Zum nächsten Dokument Selbstmordversuch des kommissarischen Produktionsdirektors des EKO

    14. November 1964
    Bericht Nr. 1017/64 über den Selbstmordversuch des kommissarischen Produktionsdirektors [Name 1] vom EKO Eisenhüttenstadt am 4. November 1964

  2. Zum vorherigen Dokument Brand in einem Speicher des VEAB Wanzleben

    12. November 1964
    Einzelinformation Nr. 1011/64 über einen Brand in einem Speicher des VEAB Wanzleben, Bezirk Magdeburg