Versuchte Schleusung DDR/Westberlin (Langfassung)
12. Oktober 1964
Einzelinformation Nr. 887a/64 über eine versuchte Schleusung DDR/Westberlin mittels Pkw durch einen USA-Bürger am 10. Oktober 1964 [Langfassung]
Am 10.10.1964 wurden durch das MfS am Kontrollpassierpunkt Friedrich-/Zimmerstraße die Personen [Name 1, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1944 in Milwaukee/USA, Staatsangehörigkeit: USA, ohne erlernten Beruf, zuletzt Belader bei der Deutschen Lufthansa AG Hamburg, wohnhaft RR 1, Milton Jto. Wisc., zuletzt Hamburg, [Straße, Nr.], und [Name 2, Geburtsname, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1940, ohne erlernten Beruf, zuletzt Spritzlackiererin, wohnhaft Berlin-Friedrichshagen, [Straße, Nr.], festgenommen.1
[Name 1] hatte versucht, die [Name 2] sowie ihr 4-jähriges Kind mittels eines Pkw vom Typ Ford, polizeiliches Kennzeichen 918 Z 330, in dem sich hinter dem Rücksitz ein Personenversteck befand, nach Westberlin auszuschleusen. (Das 4-jährige Kind wurde vom MfS dem Ehemann der [Name 2] übergeben. [Name 2] hat in ständigen Auseinandersetzungen mit seiner Ehefrau gelebt und ist über die vorgesehene Schleusung nach bisherigen Feststellungen nicht informiert gewesen.)
Die Ermittlungen über die näheren Umstände des Schleusungsversuchs ergaben bisher Folgendes: Der USA-Bürger [Name 1] lernte im Juli 1964 den ebenfalls bei der Deutschen Lufthansa AG Hamburg beschäftigten [Name 3, Vorname] kennen, von dem er erfuhr, dass seine in der Hauptstadt der DDR wohnhafte Cousine, bei der es sich um die [Name 2] handelte, beabsichtige, illegal das Gebiet der DDR zu verlassen. Nachdem sich [Name 1] nach Aufforderung von [Name 3] zur Schleusung bereit erklärt hatte, wurde ein zu diesem Zweck gekaufter Pkw Typ Ford mit einem Personenversteck hinter dem Rücksitz versehen. Nach entsprechender Vereinbarung der Ausschleusung mit der [Name 2] bei Besuchen in der Hauptstadt der DDR, sollte die Schleusung am 10.10.1964 vorgenommen werden. Zu diesem Zweck reisten am 10.10.1964 [Name 1] mit dem Schleusungsfahrzeug über den KPP Friedrichstraße und [Name 3] mit einen Pkw »DKW« – polizeiliches Kennzeichen HH [Nr.] – über den KPP Heinrich-Heine-Straße in die Hauptstadt der DDR ein, wo sie die [Name 2] in ihrer Wohnung aufsuchten. Dort verabreichte die [Name 2] ihrem 4-jährigen Kind ein von [Name 1] mitgebrachtes Schlafmittel, damit sich das Kind bei der Ausschleusung ruhig verhalten sollte. In einer ruhigen Straße während der Anfahrt zum KPP Friedrich-/Zimmerstraße wurde die [Name 2] mit ihrem 4-jährigen Kind von [Name 1] in dem eingebauten Personenversteck untergebracht.
Während [Name 1] und die [Name 2] bei dem Versuch, den KPP Friedrichstraße nach Westberlin zu passieren, festgenommen wurden, konnte [Name 3] vorher über den KPP Heinrich-Heine-Straße nach Westberlin ausreisen.
Bei der Durchsuchung des Pkw des [Name 1] wurde in dessen Reisegepäck im Kofferraum eine ungeladene KK-Pistole mit sieben Schuss Munition gefunden, die [Name 1] angeblich zu seinem persönlichen Schutz ständig bei sich tragen will.
Vom MfS wurden weitere Untersuchungen zur Aufklärung des Vorkommnisses eingeleitet.