Verweigerung der Weiterfahrt von zwei US-Militärtransporten
11. Mai 1964
Einzelinformation Nr. 378/64 über die Verweigerung der Weiterfahrt von zwei US-Militärtransporten auf den Eisenbahnverbindungswegen von Westberlin nach Westdeutschland am 8. Mai 1964
Am 8.5.1964, gegen 19.24 Uhr, weigerte sich der Kommandant des amerikanischen Militärzuges Db 610 auf dem Bahnhof Potsdam-Stadt mit der anlässlich des Tages der Befreiung geschmückten Lokomotive der Deutschen Reichsbahn weiterzufahren (auf dem Bahnhof Potsdam-Stadt erfolgt der Lok-Wechsel). Nach kurzen Verhandlungen mit dem Büro des Amtsvorstandes des Bahnhofes Potsdam erklärte sich der Kommandant bereit, die Fahrt fortzusetzen. Um 20.05 Uhr setzte der Zug seine Fahrt in Richtung Marienborn fort, wobei die Lok weiterhin mit der Staatsflagge der DDR und der roten Fahne der Arbeiterklasse geschmückt blieb.
Am 8.5.1964, gegen 22.17 Uhr, verweigerte auch der Kommandant des amerikanischen Militärzuges Db 638 auf dem Bahnhof Potsdam-Stadt nach erfolgtem Lok-Wechsel die Weiterfahrt. (Die neueingespannte Lok war ebenfalls mit der DDR-Flagge und der roten Fahne geschmückt.)
Auf Weisung des Präsidenten der RBD Berlin erfolgte gegen 22.38 Uhr die Weiterfahrt. Nach dem Anfahren des Zuges wurde jedoch von den Insassen des Militärtransportes die Notbremse gezogen. Der Kommandant des Transportes verlangte danach die sowjetischen Kontrollkräfte zu sprechen, wurde jedoch von diesen an die Organe der DDR verwiesen. Da er entsprechende Verhandlungen über die Weiterfahrt ablehnte, wurde die Lok abgespannt. Am 9.5.1964, gegen 0.14 Uhr wurde die Lok ohne Fahnenschmuck wieder angespannt und um 0.24 Uhr ohne Behinderung die Fahrt nach Westdeutschland fortgesetzt.
Beim Aufenthalt auf dem Bahnhof Marienborn gegen 22.30 Uhr verweigerte der amerikanische Kommandant des Zuges Db 610 abermals die Weiterfahrt und erklärte, er werde die Fahrt erst weiter fortsetzen, wenn der in Potsdam stehende Db 638 weiterfährt. (Offensichtlich hatte vorher eine entsprechende Verständigung durch Funk stattgefunden.) Durch die Besatzer wurden zunächst die Notbremse und anschließend die Handbremsen angezogen. Die Reichsbahn versuchte den Militärtransport mit drei Loks vom Hauptgleis zu ziehen, um den übrigen Zugverkehr nicht zu stören. Dabei wurde von einer Lok der Kupplungshaken abgerissen, ohne dass es gelang, den Besatzerzug vom Hauptgleis zu bewegen. Nachdem der Db 638 den Bahnhof Potsdam-Stadt verlassen hatte, setzte auch der Db 610 um 0.55 Uhr vom Bahnhof Marienborn aus seine Fahrt nach Westdeutschland fort.
Zu bemerken ist, dass am 8.5.1964 insgesamt sechs Besatzerzüge (vier amerikanische und zwei englische) das Territorium der DDR befuhren. Während vier Transporte ohne jegliche Behinderung mit dem Fahnenschmuck fuhren, kam es lediglich bei den vorgenannten amerikanischen Besatzerzügen zu den geschilderten Vorkommnissen.