Direkt zum Seiteninhalt springen

Zeitung »Sozialdemokrat« per Ballon nach Ostberlin

8. Juni 1964
Einzelinformation Nr. 450/64 über die in der Hauptstadt der DDR eingeschleuste Hetzschrift »Sozialdemokrat«

Am 4.6.1964 wurden in den Berliner Stadtbezirken Mitte, Pankow und Weißensee rund 1 000 mit Ballons eingeschleuste neue Hetzschriften des SPD-Ostbüros »Sozialdemokrat«1 Nr. 5/64 sowie ein Ballon (Nähe Nordbahnhof) sichergestellt.

Die neu aufgefundenen Hetzschriften enthalten u. a. eine von Stephan Thomas2 über den Londoner BBC gegebene »Analyse der gegenwärtigen Lage in der SED-Führung« (angeblich parteiinterne Auseinandersetzungen in der Parteiführung mit revisionistischen Gruppierungen),3 Parolen um Havemann4 und Zitate aus seinen Vorlesungen sowie Hetze und Spekulationen um die Auseinandersetzungen mit der Führung der KP Chinas.

Ein Exemplar der Hetzschrift ist dieser Information beigefügt. (Inzwischen wurden Exemplare dieser Hetzschrift auch in einigen anderen Bezirken der DDR sichergestellt.)

  1. Zum nächsten Dokument Munitionsverluste bei den Luftstreitkräften

    8. Juni 1964
    Einzelinformation Nr. 451/64 über Munitionsverluste im FTB 8 der LSK/1. LVD
  2. Zum vorherigen Dokument IG Metall und Heinz Brandt über seine Ausreise (1)

    4. Juni 1964
    Einzelinformation Nr. 448/64 über die Haltung von Heinz Brandt und der IG Metall seit der Ausreise Brandts nach Westdeutschland

  1. Seit 1953 vom SPD-Ostbüro im Kleinformat herausgegebene Parteizeitung der SPD für die DDR.

  2. Stephan Thomas, Jg. 1910, SPD-Politiker, 1947–66 Leiter des Ostbüros der SPD.

  3. Vgl. »Ulbricht im Kreuzfeuer. Revisionisten und Chinafraktion bekämpfen ihn«. In: Sozialdemokrat, 1964, Nr. 5.

  4. Robert Havemann, Jg. 1910, Physikochemiker, seit 1932 für die KPD aktiv, 1945–64 Professor für Physikalische Chemie in Berlin, 1950–64 SED, 1961–66 korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften, 1964 aus der SED ausgeschlossen und als Universitätsprofessor fristlos entlassen wegen seiner philosophischen Vorlesungen, 1966 auch als Arbeitsstellenleiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften entlassen und als deren Mitglied gestrichen, wurde zum bekanntesten Dissidenten in der DDR.