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1. Bericht über die 2. Periode des laufenden Passierscheinabkommens

15. April 1965
1. Bericht Nr. 357/65 über den Verlauf des Besucherverkehrs in der 2. Periode des laufenden Passierscheinabkommens

Der Besucherverkehr über die Grenzübergangsstellen an der Staatsgrenze in Berlin verlief in der Zeit vom 12.4.1965 bis 14.4.1965 wie folgt:1

[Einreistag]

12.4.

13.4.

14.4.

Aufgrund der ausgegebenen Passierscheine wurden erwartet

15 002

12 686

19 161

eingereist sind

12 572

(83,8 %)

10 782

(85 %)

16 545

(86,3 %)

mit Kfz

1 220

988

1 567

Davon reisten über die einzelnen Grenzübergangsstellen ein:

[Grenzübergangsstelle]

12.4.

13.4.

14.4.

Bahnhof Friedrichstraße

6 795

5 973

8 997

Chausseestraße

1 624

1 327

2 181

Invalidenstraße

1 314

1 066

1 619

Oberbaumbrücke

1 179

1 091

1 643

Sonnenallee

1 660

1 325

2 105

Damit reisten in der Zeit vom 12.4. bis 14.4.1965 insgesamt 39 899 Westberliner Bürger (85,2 % der erwarteten) mit Passierscheinen in die Hauptstadt der DDR ein.

Mit Passierscheinen für dringende Familienangelegenheiten reisten außerdem ein: 65 Personen am 12.4., 75 Personen am 13.4. und 69 Personen am 14.4.1965.

Außer diesen Westberliner Bürgern reisten am

  • 12.4.: 4 839 Personen,

  • 13.4.: 5 909 Personen,

  • 14.4.: 6 749 Personen

aus Westdeutschland und anderen nichtsozialistischen Ländern in die Hauptstadt der DDR ein.

Im angegebenen Zeitraum (12.4.–14.4.) wurden an den Grenzübergangsstellen 4 230 ausreisende und 2 491 einreisende DDR-Bürger im Rentenalter abgefertigt.

In den nächsten Tagen, den ersten Schwerpunkttagen der Einreise während der Osterbesuchszeit, ist aufgrund der ausgegebenen Passierscheine mit folgenden Einreisezahlen Westberliner Bürger zu rechnen:

  • 15.4.: 18 157 Personen mit 1 682 Kfz,

  • 16.4.: 97 776 Personen mit 9 257 Kfz,

  • 17.4.: 89 207 Personen mit 7 933 Kfz,

  • 18.4.: 97 296 Personen mit 7 502 Kfz,

  • 19.4.: 70 713 Personen mit 5 940 Kfz.

Die Grenzübergangsstellen für Westberliner Besucher wurden am 12.4.1965 pünktlich um 7.00 Uhr geöffnet. Die Abfertigung der Westberliner Bürger an den Grenzübergangsstellen erfolgte vom ersten Tage der neuen Besuchsperiode an zügig und ohne Wartezeiten. Ein- und Ausreise verliefen reibungslos. Provokationen oder andere feindliche Handlungen waren nicht zu verzeichnen.

Während der ersten Tage war jedoch festzustellen, dass mehrere Westberliner Bürger über die GÜST Bahnhof Friedrichstraße mit der U-Bahn einreisten, obwohl der Passierschein nur zur Einreise mit der S-Bahn berechtigte.2 Allein am 13.4.1965 reisten 1 369 Personen mit der U-Bahn ein, obwohl nach der Vorplanung nur 466 Westberliner die Einreisegenehmigung dazu besaßen. Am 14.4.1965 waren nur 483 Personen zur Einreise mit der U-Bahn vorgesehen, tatsächlich reisten aber 1 792 Westberliner Bürger mit diesem Verkehrsmittel ein. Oftmals wurde von diesen Personenkreisen als Begründung auf entsprechende Veröffentlichungen der Westpresse in den letzten Tagen hingewiesen.

An allen westlichen Kontrollpunkten wurde der Reiseverkehr in die Hauptstadt der DDR durch Westzöllner statistisch erfasst. Registriert wurden alle Fahrzeuge, Insassen und Fußgänger. An der Grenzübergangsstelle Chausseestraße wurden alle nach Westberlin fahrenden Fahrzeuge vom Westzoll oder von Westberliner Polizisten angehalten. Mit den Insassen wurden kurze Gespräche geführt. Näheres über den Inhalt der Gespräche wurde nicht bekannt.

Am 12.4.1965 wurde die Westberliner Bürgerin [Name 1, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1897, wohnhaft Berlin 44, [Straße Nr.], an der GÜST Oberbaumbrücke zurückgewiesen, weil sie einen zerrissenen und teilweise wieder zusammengeklebten Passierschein vorwies.

Am 14.4.1965 wurden an der GÜST Bahnhof Friedrichstraße die Westberliner Bürger [Name 2, Vorname], wohnhaft Berlin-Reinickendorf, [Straße Nr.], und [Name 3, Vorname], wohnhaft Berlin-Hermsdorf, [Straße Nr.], nach Westberlin zurückgewiesen, weil sie den Mindestumtausch von 3,00 Westmark in MDN ablehnten. In allen anderen Fällen erfolgte der Geldumtausch reibungslos.

Bei der Kontrolle durch die Angehörigen der Zollverwaltung der DDR erfolgten 27 Einziehungen, davon in 22 Fällen Waren im Gesamtwert von 1 452 MDN, in fünf Fällen Zahlungsmittel im Wert von 203,20 MDN.

Weiter erfolgten durch die Zollorgane insgesamt 676 Zurückweisungen, davon 112 in der Einreise und 564 in der Ausreise. In der Einreise wurden vorwiegend gebrauchte Textilien, Medikamente und luftdicht verschlossene Behältnisse zurückgewiesen. In der Ausreise erfolgte die Zurückweisung besonders bei Textilien, Lebensmitteln und Schallplatten. Weiter wurden 308 formlose Einziehungen durchgeführt, dabei handelt es sich vor allem um Westzeitungen und Schundliteratur.

An Geschenken wurden in der Einreise hauptsächlich Süßigkeiten, Kaffee, Südfrüchte und Kosmetikerzeugnisse eingeführt. In der Ausreise betrafen die Geschenke vor allem Handarbeiten, kunstgewerbliche Gegenstände und Bücher. Die Besucher verhielten sich bei den Kontrollen höflich und korrekt und kamen den Forderungen der Kontrolleure ohne Widerspruch nach.

Wegen örtlicher Aufenthaltsüberschreitung wurden an den KPP zu den Randgebieten Berlins3 acht Westberliner Bürger zurückgewiesen.

Im Grenzgebiet der Stadtbezirke Mitte, Friedrichshain und Pankow kam es wieder zu umfangreichen Diskussionen, weil die Westberliner Bürger ihre Verwandten im Grenzgebiet nicht in den Wohnungen besuchen können.

In der Berichtszeit ereigneten sich in der Hauptstadt der DDR sieben Verkehrsunfälle, an denen Westberliner Fahrzeuge beteiligt waren. Insgesamt wurden dabei zwei Personen verletzt, an den Fahrzeugen entstand nur leichter Sachschaden.

  1. Zum nächsten Dokument Flankenfahrt zweier Güterzüge in Magdeburg

    15. April 1965
    Einzelinformation Nr. 364/65 über eine Flankenfahrt auf dem Bahnhof Magdeburg-Buckau am 14. April 1965

  2. Zum vorherigen Dokument Ausnutzung von Veröffentlichungen der Kampfgruppenzeitung

    14. April 1965
    Einzelinformation Nr. 352/65 über die Ausnutzung von Veröffentlichungen im Presseorgan der Kampfgruppen der Arbeiterklasse der DDR »Der Kämpfer« durch den Gegner