6. Bericht über die 2. Periode des Passierscheinabkommens
29. März 1965
6. Bericht Nr. 275/65 über die 2. Periode der Ausgabe von Passierscheinen des laufenden Passierscheinabkommens
Am 25.3.1965 wurden, einschließlich der 10 663 an den Vortagen nicht abgeholten Passierscheine, insgesamt 135 003 Passierscheine, davon für die 1. Besuchsperiode 68 641 Passierscheine und für die 2. Besuchsperiode 66 362 Passierscheine, mit nach Westberlin genommen.1
Ausgegeben wurden 122 250 Passierscheine (62 141 für die 1. Besuchsperiode und 60 109 für die 2. Besuchsperiode), während 12 753 Passierscheine (6 500 für die 1. Besuchsperiode und 6 254 für die 2. Besuchsperiode) von den Westberliner Antragstellern nicht abgeholt wurden.
Am 26.3.1965 wurden, einschließlich der 12 753 an den Vortagen nicht abgeholten Passierscheine, insgesamt 62 409 Passierscheine, davon für die 1. Besuchsperiode 31 787 Passierscheine und für die 2. Besuchsperiode 30 622 Passierscheine, mit nach Westberlin genommen.
Ausgegeben wurden 49 680 Passierscheine (25 326 für die 1. Besuchsperiode und 24 354 für die 2. Besuchsperiode), während 12 729 Passierscheine (6 461 für die 1. Besuchsperiode und 6 268 für die 2. Besuchsperiode) von den Westberliner Antragstellern nicht abgeholt wurden.
Am 27.3.1965 wurden, einschließlich der 12 729 an den Vortagen nicht abgeholten Passierscheine, insgesamt 47 033 Passierscheine, davon für die 1. Besuchsperiode 23 882 Passierscheine und für die 2. Besuchsperiode 23 151 Passierscheine, mit nach Westberlin genommen.
Ausgegeben wurden 35 625 Passierscheine (18 049 für den 1. Besuchszeitraum und 17 576 für den 2. Besuchszeitraum), während 11 408 Passierscheine (5 833 für den 1. Besuchszeitraum und 5 575 für den 2. Besuchszeitraum) von den Westberliner Antragstellern nicht abgeholt wurden.
Damit wurden in der Zeit vom 25.3. bis 27.3.1965 insgesamt 207 555 Passierscheine, davon für den 1. Besuchszeitraum 105 516 Passierscheine und für den 2. Besuchszeitraum 102 039 Passierscheine, in Westberlin ausgegeben.
In der Zeit vom 22.3. bis 27.3.1965 wurden damit von den 585 062 bereitgestellten Passierscheinen 573 654 Passierscheine in Westberlin ausgegeben, davon für den 1. Besuchszeitraum 292 247 Passierscheine und für den 2. Besuchszeitraum 281 407 Passierscheine. 11 408 Passierscheine wurden nicht abgeholt.
Von den in der 1. Woche der Passierscheinannahme gestellten Anträgen, die in der vorigen Woche zur Ausgabe gelangten, sind insgesamt 1 248 Passierscheine für 1 949 Personen abgelehnt worden.
Die meisten Ablehnungen erfolgten wegen Doppel- bzw. Mehrfachbeantragung (782 Passierscheine mit 1 242 Personen), davon
- –
76 Doppelbeantragungen
- –
329 Passierscheinanträge für den 3-maligen Besuch
- –
4 Passierscheinanträge für den 4-maligen Besuch
- –
9 Passierscheinanträge für den 5-maligen Besuch
Weitere Gründe für die Ablehnung der Passierscheinanträge waren:
- –
Die angegebenen Besuchsziele sind zweifelhaft oder entsprechen nicht der Wahrheit (292 Anträge mit 484 Personen);
- –
Beantragte Einreisen in das Randgebiet2 (26 Anträge mit 57 Personen);
- –
Antragsteller sind Gesetzesverletzer der DDR (145 Anträge mit 166 Personen).
Der Transport sowie die Kurierfahrten verliefen in der Berichtszeit wiederum ohne Störungen.
Die Abfertigung der Passierscheinabholer erfolgte reibungslos und ohne längere Wartezeiten. Lediglich morgens vor der Öffnung und nach den Mittagspausen kam es in einigen Passierscheinstellen zu kurzfristigen Ansammlungen. In fast allen Passierscheinstellen konnte die Anzahl der Schalter zeitweilig eingeschränkt werden.
Wie im letzten Berichtszeitraum wurden wegen der gleichen Gründe wieder eine größere Anzahl Blanko-Passierscheine ausgeschrieben.
Die Zusammenarbeit mit den Westkräften war im Allgemeinen zufriedenstellend. Besondere Vorkommnisse oder Störversuche, die den Arbeitsablauf ernsthaft beeinträchtigten, gab es, bis auf die Hakenkreuzschmiererei am 26.3.1965 in der Passierscheinstelle Kreuzberg, Urbanstraße, über die bereits berichtet wurde, nicht. Lediglich in der Passierscheinstelle Reinickendorf führten einzelne Antragsteller am 25.3.1965 Beschwerde darüber, dass kurz vor 13.00 Uhr (Mittagspause) und kurz vor 18.00 Uhr (Ausgabeschluss) von den Westberliner Polizeiangehörigen, die den Ordnungsdienst versahen, kein Einlass mehr gewährt wurde.
In der Mehrzahl der Passierscheinstellen waren die Westkräfte auch in den letzten Tagen bemüht, einen Überblick über die Anzahl der abgelehnten Passierscheine und die Begründung der Ablehnung zu bekommen. In den meisten Fällen wurden die betreffenden Antragsteller von den Senatshelfern befragt. In der Passierscheinstelle Kreuzberg wies der Leiter der Westkräfte seine Angestellten an, alle Personen, denen die Passierscheine abgelehnt wurden, zum Senatsverantwortlichen der Passierscheinstelle zu schicken. Im Allgemeinen kam es bei der Ablehnung der Passierscheine zu keinen negativen Äußerungen. In einzelnen Fällen äußerten die Betroffenen, bereits bei der Antragstellung vermutet zu haben, dass ihre Anträge abgelehnt werden. In der Mehrzahl handelt es sich dabei um Doppelantragsteller, von denen sich ein Teil bei den DDR-Angestellten entschuldigte.
In den letzten Tagen wurden von einigen Passierscheinabholern Fragen zu den Zollbestimmungen und zum Geldumtausch gestellt. Dabei interessierten sich diese Personen besonders dafür, ob sie irgendwelche Bescheinigungen vorlegen können, um vom Geldumtausch befreit zu werden.
Die Arbeitsmoral und Disziplin der Westberliner Einsatzkräfte hat sich auch in der Berichtszeit nicht verbessert. Die Westkräfte führten die ihnen lt. Protokoll obliegenden Aufgaben der Prüfung der Personaldokumente und Kontrollabschnitte häufig nur interessenlos und nachlässig durch bzw. unterließen diese teilweise ganz.
In den Passierscheinstellen Wedding und Schöneberg setzten sich Westkräfte auf die Arbeitstische und benahmen sich gegenüber den Abholern äußerst unhöflich. Ähnliche Beispiele gibt es auch aus anderen Passierscheinstellen. In der Passierscheinstelle Kreuzberg/Urbanstraße benahm sich der Westberliner Postangestellte [Name 1] gegenüber der Abholerin [Name 2] ungebührlich. Frau Dr. [Name 2] äußerte daraufhin, dass sich die Westpostler den Anstand der DDR-Angestellten zum Vorbild nehmen sollten. Besonders in den Passierscheinstellen Schöneberg und Charlottenburg verbrachte der größte Teil der westlichen Postangestellten am 27.3.1965 die Zeit mit Skatspielen, Würfelspielen, Knobeln, Zeitunglesen und anderen privaten Dingen, ohne sich um die Passierscheinabholer zu bemühen.
Westliche Rundfunk- und Bildreporter traten nur vereinzelt auf.
Am 25.3.1965 informierte sich der Leiter des Bezirkspostamtes Reinickendorf in der Passierscheinstelle über den Arbeitsablauf bei der Passierscheinausgabe.