Bedrohung eines hilfsbereiten Westberliners am Checkpoint Charlie
30. Dezember 1965
Einzelinformation Nr. 1162/65 über eine Provokation an der Grenzübergangsstelle Chausseestraße am 29. Dezember 1965
Am 29.12.1965, gegen 17.00 Uhr, wurde die aus Westberlin in die Hauptstadt der DDR zurückkehrende DDR-Bürgerin [Name 1, Vorname] (Rentnerin), wohnhaft Berlin 4, [Straße Nr.], auf Westberliner Gebiet von einer ihr unbekannten ca. 40-jährigen männlichen Person angesprochen, die sich erbot, das Reisegepäck zu tragen. Diese männliche Person begleitete die DDR-Bürgerin bis zur Fußgängerkontrolle innerhalb des Kontrollterritoriums der GÜST Chausseestraße. Nachdem die männliche Person das Reisegepäck der DDR-Bürgerin abgesetzt hatte, überstieg sie die Abgrenzung zwischen Bürgersteig und Fahrbahn und bewegte sich auf den Posten der NVA zu. Der Posten wies die Person auf den Bürgersteig zurück und forderte sie auf, das Kontrollterritorium der DDR sofort zu verlassen. Diesen Aufforderungen kam die Person jedoch nur zögernd nach.
Am Personendurchgang der Grenzmauer provozierte der Westberliner unsere Posten, indem er laut rief: »Zieht doch die Pistole und schießt auf mich, ihr Mörder, ihr Schweine, ihr Verbrecher.«
Der Posten 1 stoppte sofort den Fahrzeugverkehr, um den Provokateur, der sich bereits hinter den Personendurchgang in Richtung Westberlin bewegte, zu stellen. Der Provokateur stieß jedoch den Posten zurück, wobei dieser zu Fall kam und der Provokateur nach Westberlin entkommen konnte.
Auf Westberliner Gebiet wurde diese Person in die Unterkunft der Westberliner Polizeikräfte geführt, von wo er gegen 17.20 Uhr mit dem Polizeifahrzeug B 37–96 in das Westberliner Hinterland gefahren wurde.
Eine entsprechende Presseveröffentlichung wurde vom MfS sofort organisiert.1