Bewaffneter Zwischenfall an der Sektorengrenze Berlins
7. August 1965
Einzelinformation Nr. 736/65 über eine Provokation durch einen Westberliner Zöllner im Abschnitt Kronprinzenbrücke am 6. August 1965
Am 6.8.1965, gegen 16.40 Uhr, bestieg ein Westberliner Zöllner mit einer MPi bewaffnet die Grenzsicherungsanlagen der DDR (Grenzmauer) auf der Kronprinzenbrücke (die Grenzsicherungsanlage befindet sich an dieser Stelle 2 m vom direkten Verlauf der Staatsgrenze entfernt auf dem Gebiet der DDR).
Zum gleichen Zeitpunkt befand sich eine Kontrollstreife der NVA im Postenbereich Kronprinzenbrücke, die den Zöllner aufforderte, das Gebiet der DDR zu verlassen. Als der Westzöllner nach der 3. Aufforderung das Gebiet der DDR (Grenzmauer) nicht verließ, lud der Postenführer seine Waffe durch und forderte den Zöllner letztmalig zum Verlassen des Territoriums der DDR auf. Der Westzöllner lud daraufhin ebenfalls seine MPi durch und beschimpfte unseren Postenführer mit: »Halt die Schnauze du Dreckskerl!«
Da der Westberliner Zöllner auch der 4. Aufforderung nicht nachkam und unsere Sicherungskräfte weiter provozierte, gab der Postenführer der NVA-Kontrollstreife aus seiner MPi zwei Schuss auf die Grenzsicherungsanlagen ab. Unmittelbar danach verließ der Westberliner Zöllner die Grenzsicherungsanlagen der DDR und begab sich zurück auf Westberliner Territorium. Anschließend wurde der Zöllner mit einem MTW in das Westberliner Hinterland gefahren. Bei der Schusswaffenanwendung wurde der Zöllner nicht verletzt.
Gegen 17.10 Uhr fuhren auf Westberliner Gebiet gegenüber dem Postenbereich Kronprinzenbrücke zwei MTW der Westberliner Bereitschaftspolizei vor. Die Westpolizisten beobachteten das Gebiet der DDR in diesem Grenzabschnitt, ohne weitere provokatorische Handlungen durchzuführen. Nachdem die Westpolizisten den Grenzabschnitt Kronprinzenbrücke verlassen hatten, war die Lage gegen 17.30 Uhr wieder normal.