Demonstration am Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße
17. Juni 1965
Einzelinformation Nr. 553/65 über Provokationen von Jugendlichen an den Grenzübergangsstellen Heinrich-Heine-Straße und Friedrich-/Zimmerstraße am 17. Juni 1965
Am 17.6.1965, gegen 12.00 Uhr, versammelten sich an der GÜST Heinrich-Heine-Straße auf Westberliner Seite ca. 20 Jugendliche. Sie waren mit drei Pkw (Pol. Kennz. B HS 751, BMT 41, OS-C 69) aus dem Westberliner Hinterland an die GÜST gelangt.
Aus dieser Gruppe der Jugendlichen, die von der Westberliner Polizei ungehindert an die Staatsgrenze der DDR herangelassen wurde, betrat gegen 12.05 Uhr ein Jugendlicher mit einem Transparent das vor der GÜST liegende Gebiet der DDR. Das Transparent (Größe 60×60 cm) trug die Aufschrift: »Freiheit für H. Seidel1 und 100 politische Gefangene in der Sowjetzone«. Der auf das Gebiet der DDR gekommene Jugendliche stellte sich mit dem Transparent an dem Fußgängereingang zur GÜST Heinrich-Heine-Straße auf. (Der Eingang zur Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße befindet sich – entsprechend dem Verlauf des antifaschistischen Schutzwalls – ca. 14 m von der mit einem weißen Strich gekennzeichneten Staatsgrenze entfernt auf dem Gebiet der DDR. Dieses Gebiet, vom Eingang der GÜST bis zum weißen Strich, also bis zum direkten Verlauf der Staatsgrenze, ist unsererseits nicht durch Grenzsicherungskräfte besetzt.) Der an der GÜST postierte Jugendliche wurde gegen 12.45 Uhr durch unsere Grenzsicherungskräfte aufgefordert, das Gebiet der DDR zu verlassen, andernfalls er die Konsequenzen zu tragen hätte. Da er diesen Aufforderungen nicht sofort Folge leistete, sondern lediglich erklärte, dass er erst um 13.00 Uhr nach Westberlin zurückgehen werde, wurde um 12.50 Uhr die GÜST für den gesamten Besucherverkehr geschlossen. Um 13.05 Uhr verließ der Jugendliche seinen Standpunkt und kehrte auf Westberliner Gebiet zurück.
Die auf Westberliner Gebiet verbliebenen Jugendlichen, einige hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits in das Westberliner Hinterland zurückbegeben, offensichtlich weil nichts »passierte«, verhielten sich in der gesamten Zeit ruhig. Sie beobachteten lediglich den gesamten Vorgang und machten entsprechende Film- und Fotoaufnahmen.
Nachdem die Jugendlichen unmittelbar nach der Rückkehr des Provokateurs das Westberliner Grenzgebiet verlassen hatten, wurde die GÜST für den Besucherverkehr wieder freigegeben.
Zu einer weiteren Provokation durch Jugendliche kam es an der GÜST Friedrich-/Zimmerstraße.2 Gegen 13.00 Uhr erschienen an dieser GÜST auf Westberliner Gebiet fünf Jugendliche mit Transparenten, offensichtlich um dort zu demonstrieren. Die Transparente trugen auf der einen Seite eine Deutschlandkarte und auf der anderen Seite die Aufschrift »Es gibt nur ein Deutschland. Freiheit«. Desgleichen führten sie eine weiße Fahne mit gleicher Losung mit (Größe ca. 1×1 m). Unmittelbar nachdem sie an der GÜST Aufstellung genommen hatten, schritt die Westberliner Polizei ein und schickte sie in das Westberliner Hinterland zurück.