Deutsche Olympiamannschaft
6. Mai 1965
Einzelinformation Nr. 430/65 über die Bemühungen des westdeutschen Sportbundes um Aufrechterhaltung des Prinzips der sog. gemeinsamen deutschen Olympiamannschaft im Zusammenhang mit dem Besuch Brundages in Westberlin
Von zuverlässiger Seite wurden Angaben über die Bemühungen des westdeutschen Sportbundes um Aufrechterhaltung des Prinzips der sog. gemeinsamen deutschen Mannschaft für die nächsten Olympischen Spiele im Zusammenhang mit dem kürzlichen Besuch des IOC-Präsidenten Brundage1 in Westberlin bekannt. Das Besuchsprogramm sei sehr geschickt zusammengestellt worden, um Brundage in Westberlin als »Gast Deutschlands« zu begrüßen und ihm die »deutsche Situation« sichtbar zu machen. Die Bundesregierung habe dafür 15 000 DM zur Verfügung gestellt.
Alle führenden Vertreter der Bundesgeschäftsstelle des Sportbundes seien anwesend gewesen. Besonderen Wert habe man auch auf die Anwesenheit führender Vertreter der internationalen Sportpresse gelegt. Alle Umstände des Besuchs seien darauf abgestimmt worden, Stimmung für die Bewahrung der sog. gemeinsamen deutschen Mannschaft zu machen. Daume2 habe erklärt, Brundages Pressekonferenz in Westberlin sei im Sinne der westdeutschen Interessen sehr gut verlaufen.
Durch einen Trick sei Daume dann auch zur Tagung des Exekutivkomitees des IOC in Lausanne eingeladen worden, dem er nominell nicht angehört. Die Aufstellung eines nachgebildeten Modells des antiken Stadions von Olympia sei Anlass für Brundage gewesen, Daume mit nach Lausanne zu nehmen, um, unterstützt durch ein starkes westdeutsche Presseaufgebot, Einfluss auf die Tagung des Komitees und die internationalen Fachverbände nehmen zu können.
Trotz der bekannten Haltung der Fachverbände sei Daume optimistisch, dass es ihm auf der nächsten IOC-Tagung in Madrid gelingen werde, seinen Standpunkt durchzusetzen. Über die dafür anzuwendende Taktik sei er sich mit Brundage in Westberlin einig geworden.
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