Einschleusung von Hetzschriften auf dem Wasserwege
8. Juni 1965
Einzelinformation Nr. 516/65 über die Einschleusung einer neuen Hetzschrift auf dem Wasserwege
In den letzten Mai-Tagen wurden in einigen Grenzkreisen der Bezirke Erfurt und Magdeburg insgesamt 5 350 Hetzschriften »Donau-Kurier«1 (Nachdruck) sichergestellt. Die Hetzschriften wurden auf Wasserläufen, die von Westdeutschland nach der DDR fließen (Zorge, Wieda, Sachsengraben, Bode, Ohre) in die DDR eingeschleust. Die Hetzschriften waren bis auf Streichholzschachtelgröße zusammengefaltet und einzeln in wasserdichten Beuteln verpackt.
Der Inhalt der Hetzschriften ist als ein Versuch zu werten, die Anlage eines westdeutschen Atomminengürtels an der Staatsgrenze der DDR2 zu rechtfertigen und gleichzeitig zu bagatellisieren, verbunden mit der Hetze gegen Minengürtel der NVA/Grenze an der Staatsgrenze West der DDR.
Abgesehen vom Anschwemmen von Hetzschriften an der Ostseeküste trat diese Methode der Einschleusung auf Flussläufen seit September 1962 erstmals wieder auf.
Der Absender bzw. Initiator der neuen Hetzschriften-Aktion konnte bisher noch nicht genau bestimmt werden. In den Nächten unmittelbar vor der Einschleusungsaktion wurde in den genannten Grenzgebieten eine verstärkte Tätigkeit des Bundesgrenzschutzes beobachtet. Gleichzeitig wurden auf der Zorge aber auch wasserdichte Perlonbeutel mit der Aufschrift »Sozialdemokrat«3 gefunden.
Ein Exemplar der Hetzschrift ist dieser Information beigefügt.
Anlage zur Information Nr. 516/65
Flugschrift »Donau Kurier«
[nicht am Dokument ediert, siehe Faksimiles]