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Flugblätter der »Deutschen Gemeinschaft« in der Westberliner S-Bahn

3. Mai 1965
Einzelinformation Nr. 411/65 über Flugblattfund in der S-Bahn Westberlin

Am 30.4.1965, gegen 7.45 Uhr, wurden auf der Strecke Gartenfeld–Jungfernheide auf der Sitzbank eines Wagens eines S-Bahnzuges Flugblätter gefunden.1

Herausgeber dieser Flugblätter ist die »Deutsche Gemeinschaft« (DG), Landesgemeinschaft Berlin, 1 Berlin 13, Postfach 190.2

Nach bisherigen Feststellungen sind derartige Flugblätter noch nicht in der Öffentlichkeit aufgetaucht.

1 Anlage [nicht überliefert]

  1. Zum nächsten Dokument Westdeutsche Vorschriften für die Rückführung Jugendlicher

    4. Mai 1965
    Einzelinformation Nr. 399/65 über westdeutsche Vorschriften zur Rück- und Zuführung von Personen bis zum 21. Lebensjahr in die DDR
  2. Zum vorherigen Dokument Fehlleitung eines vertraulichen Wirtschaftsberichtes

    1. Juni 1965
    Einzelinformation Nr. 503/65 über die Fehlleitung eines Berichtes des VEB »ORWO«-Filmfabrik Wolfen/Bitterfeld an die westdeutsche Handelsvertretung in Jugoslawien

  1. Die von der DDR betriebene Deutsche Reichsbahn verfügte aufgrund von Vereinbarungen der Siegermächte auch über das Verkehrsrecht in Westberlin, das die S-Bahn wie den Fernverkehr betraf. Zum besonderen Status der Reichsbahn im Westteil der Stadt vgl. Ciesla, Burghard: Als der Osten durch den Westen fuhr. Die Die Geschichte der Deutschen Reichsbahn in Westberlin. Köln, Weimar, Wien 2006.

  2. Die Deutsche Gemeinschaft war eine rechtsextremistische Partei. Sie trat 1950 in Bayern in einer Listenverbindung mit dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) an. Nach dem Verbot der in der Nachfolge der NSDAP agierenden Sozialistischen Reichspartei (SRP) durch das Bundesverfassungsgericht am 23.10.1952 bot sich die DG als deren Auffangorganisation an. In Konsequenz dieser Tatsache wurden einige ihrer Landesverbände ebenfalls verboten, darunter 1956 auch der Westberliner Landesverband. Die fortbestehenden Verbände strebten eine Kooperation mit der NPD an, die jedoch 1965 scheiterte. Die DG verschmolz im Mai 1965 mit anderen rechtsextremistischen Vereinigungen zur Partei Aktion Unabhängiger Deutscher (AUD). Unter dieser Firmierung trat sie zur Bundestagswahl 1965 an. Die AUD löste sich 1980 zugunsten der Grünen auf. DG- und AUD-Vorsitzender August Haußleiter wurde 1979 einer der drei Sprecher der Grünen.