Gefahren beim Betreiben von Röhren-Luftvorwärmern
12. März 1965
Einzelinformation Nr. 220/65 über Gefahren beim Betreiben von Röhren-Luftvorwärmern in ölbeheizten Dampferzeugern
Seit Mitte des Jahres 1964 ereignete sich eine Reihe von Bränden in Röhren-Luftvorwärmern (Luvo) bei ölbeheizten Dampferzeugern, wodurch teilweise beträchtlicher Sachschaden entstand.
So trat z. B. am 4.6.1964 im Luvo des Kessels 1 des Kraftwerkes EVW Schwedt ein Großbrand mit einem Sachschaden von ca. 300 TMDN und erheblichem Energieausfall auf.
In der Folgezeit ereigneten sich weitere sieben Luvo-Brände mit Schäden zwischen 30 und 60 TMDN. Betroffen wurden Dampferzeugeranlagen im VEB Strickmaschinenbau Karl-Marx-Stadt, Heizkraftwerk Berlin-Mitte, Sportforum Berlin-Weißensee, VEB Zementwerk Bernburg, [Bezirk] Halle, und VEB Lokomotivbau »Karl Marx« Potsdam-Babelsberg.
Durch entsprechende Untersuchungen wurden verschiedene Mängel an den Luftvorwärmern festgestellt, die zum Ausbruch der Brände geführt oder die Entstehung begünstigt haben:
- 1.
Die vom VEB Dampferzeuger/VEB Vorwärmer- und Kesselbau Köthen konstruierten Röhren-Luvos bedingen eine schnelle Verschmutzung und ein Zersetzen mit Ruß- und Ölrückständen. Die für Reinigungszwecke vorgesehene Dampfblas-Einrichtung ist relativ unwirksam und lässt eine exakte Reinigung nicht zu.
- 2.
Durch unsachgemäßes Betreiben der Dampferzeuger wird eine hochgradige Verschmutzung der Luvos begünstigt. (Der Notwendigkeit einer zwei- bis dreimaligen Reinigung der Luvos innerhalb von 24 Stunden wird oftmals nicht Rechnung getragen.)
- 3.
Die in den Luvos zur Ablagerung kommenden unverbrannten Ruß- und Ölrückstände (z. T. auch Schwefel) stellen eine große Brandgefahr dar. Sie können durch direkte Flammenwirkung aus dem Feuerraum, durch übermäßige Erhitzung oder durch Wärmestau gezündet werden. Brände innerhalb eines Luvos haben das Schmelzen der Rohre zur Folge.
Dem MfS ist bekannt, dass über o. g. Mängel eine eingehende Information an die zuständigen Organe des Volkswirtschaftsrates, der Zentralstelle der Technischen Überwachung1 und an die VVB Energiemaschinenbau bereits nach dem Großbrand im VEB Schwedt erfolgt ist.
Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind jedoch offensichtlich keine wirksamen Maßnahmen zur Behebung der konstruktiven Mängel eingeleitet worden, sodass die Gefahren beim Betreiben derartiger Dampferzeuger weiterhin bestehen bleiben.
In Anbetracht der Entwicklungstendenz, zunehmend ölbeheizte Dampferzeuger mit Luvos aus dem VEB Vorwärmer- und Kesselbau Köthen anzuwenden, wäre es dringend erforderlich:
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von zentraler Stelle auf die entsprechenden Organe der Technischen Überwachung und der VVB Energiemaschinenbau einzuwirken, um schnellstens die technisch-konstruktiven Mängel zu beheben;
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alle Betriebe und sonstige Einrichtungen, die ölbeheizte Dampferzeuger mit Luvos aus dem VEB Vorwärmer- und Kesselbau Köthen betreiben, auf die gegenwärtigen Gefahren hinzuweisen. Gegebenenfalls sollten – nach Vereinbarung zwischen der Technischen Überwachung und der VVB Energiemaschinenbau – für die bereits angefahrenen Dampferzeugeranlagen kurzfristig technische Sonderregelungen erarbeitet und für verbindlich erklärt werden.