Gegen Ulbricht gerichtete Flugblätter im Fährhafen Trelleborg
6. Juli 1965
Einzelinformation Nr. 611/65 über eine Hetzschriftenverteilung im schwedischen Hafen Trelleborg am 2., 3. und 4. Juli 1965
Am 2., 3. und 4.7.1965 wurden in Trelleborg/Schweden durch eine männliche Person an Passagiere vor Betreten des Fährschiffes »Saßnitz« in schwedischer Sprache gehaltene Hetzschriften »Das ist der Mann …« verteilt. Der Hetzschriftenverteiler stellte den reisenden jeweils die Frage, ob sie in die »Ostzone« fahren. Wenn dieses bejaht wurde, übergab er ihnen die Hetzschrift. Insgesamt wurden an den erwähnten Tagen bei den Zollorganen der DDR 17 derartige Hetzschriften abgegeben bzw. bei der Kontrolle in Saßnitz sichergestellt. Auf dem Fährschiff selbst wurden keine Hetzschriften festgestellt. Gleiches Hetzmaterial wurde in Trelleborg auch während der Ostseewoche 1964 verteilt.
Der Inhalt der Hetzschriften richtet sich vor allem gegen den Staatsratsvorsitzenden, gegen die Durchführung der Ostseewoche und gegen die Grenzsicherungsanlagen an unserer Staatsgrenze in Berlin.
Unter der Überschrift »Wenn sie zur Ostseewoche reisen« wird gehetzt, dass der Besuch »ein unmenschliches Regime« unterstütze. Weiter heißt es: … »Beachten Sie in Rostock die Vorteile, die Sie als ausländischer Gast haben werden, auf Kosten der knappen Lebensmittelversorgung in Ostdeutschland«. Beim Einkauf von Waren soll darauf geachtet werden, ob diese Gegenstände auch in der DDR produziert wurden, »andernfalls seien diese Dinge von den kommunistischen Behörden aus Geschenkpaketen gestohlen« worden, und die Käufer könnten als »Hehler« betrachtet werden.
Weiter werden die Reisenden in der Hetzschrift ermuntert, bei einem »Ostberlinbesuch« provokatorische Fragen betreffs unserer Staatsgrenze zu stellen.
Unter der Überschrift: »Eine kleine Ansammlung von Zitaten« wendet sich die Hetzschrift in differenzierter Form an Pazifisten, Christen, Eltern und historisch Interessierte. Dabei werden angebliche Zitate aus Zeitungen, Rundfunksendungen und Reden gebracht, die speziell die angesprochenen Kreise negativ beeinflussen sollen.
Weiter befindet sich in der Hetzschrift unter dem Titel »Lyrik hinter Stacheldraht und Mauer« der Abdruck eines Gedichtes »Hass«, das angeblich dem Organ der Bezirksleitung der SED Halle »Freiheit« entnommen wurde.
Anlage: 1 Hetzschrift