Herstellung fehlerhafter Fischkonserven in Rostock
7. Juli 1965
Einzelinformation Nr. 618/65 über Verarbeitungsschwierigkeiten im VEB Fischverarbeitung Rostock-Marienehe durch fehlerhafte Materiallieferungen des VEB Feinblechpackung Berlin-Lichtenberg
Der VEB Feinblechpackung Berlin-Lichtenberg, Josef-Orlopp-Straße 45/47, lieferte am 28.6.1965 29 000 Stück Verschlussdeckel an den VEB Fischverarbeitung Rostock-Marienehe, die sofort in die [sic!] Fischkonservenproduktion eingesetzt wurden.
Am 30.6.1965 wurden undichte Fischkonserven festgestellt. Bei den Untersuchungen stellten sich als Ursache Haarrisse in den Verschlussdeckeln aus der Lieferung des VEB Feinblechpackung vom 28.6.1965 heraus. Seit dem 28.6.1965 produzierte der Fischverarbeitungsbetrieb ca. 50 t Konserven, die ausgeliefert wurden. Die Empfänger der ausgelieferten 50 t Fischkonserven wurden über die aufgetretenen Mängel informiert und aufgefordert, die Ware ca. drei Wochen zu lagern, da etwa in dieser Zeit fehlerhafte Dosen bombieren1.
Um die laufende Produktion nicht einstellen zu müssen, wurde von der Leitung des Fischverarbeitungsbetriebes entschieden, mit den vorhandenen Verschlussdeckeln weiter zu produzieren und die Produktion für ca. drei Wochen auf Lager zu nehmen, um Verarbeitungsfehler nachträglich feststellen zu können.
Die im VEB Feinblechpackung eingeleiteten Untersuchungen zur Klärung der Ursachen hatten folgendes Ergebnis:
Aufgrund der unkontinuierlichen Zulieferungen des Vormaterials aus dem VEB Walzwerk Hettstedt entstanden im Betrieb Lieferrückstände. Um diese Rückstände aufzuholen, wurde zusätzlich eine 2. Presse mit einer täglichen Kapazität von 10 000 Stück Verschlussdeckeln eingerichtet. Diese Presse wurde mit einem vom VEB Blema Aue gelieferten neuen Werkzeug versehen. Der Leiter der TKO und der Technische Direktor versäumten vor der Freigabe der Produktion mit der 2. Presse, das Werkzeug auf seine Funktionstüchtigkeit und Maßgenauigkeit zu prüfen. Außerdem wurde die laufende Produktion aus der 2. Presse nicht täglich mikroskopisch untersucht.
Dadurch wurden auf der 2. Presse seit dem 28.6.1965 57 Tausend Stück Verschlussdeckel produziert, die alle an den VEB Fischverarbeitung Rostock geliefert wurden.
Die an diesen Verschlussdeckeln aufgetretenen verdeckten Mängel entstanden dadurch, dass das neue Werkzeug eine Lufttoleranz von 0,35 mm hatte, während die Materialstärke 0,36 mm betrug, weshalb beim Ziehen der Deckel an der Seite des Werkzeuges Quetschungen auftraten, die zu Haarrissen führten.
Aufgrund der Mängelanzeige wurden im VEB Feinblechpackung Lichtenberg Maßnahmen zur Behebung des technischen Fehlers eingeleitet.