Schwere Explosion in Sauerstoff-Fabrik Leuna-Werke
1. April 1965
Einzelinformation Nr. 288/65 über eine schwere Explosion in der Sauerstoff-Fabrik der VEB Leuna-Werke »Walter Ulbricht« am 31. März 1965
Am 31.3.1965, gegen 19.24 Uhr, ereignete sich in der Sauerstoff-Fabrik – Bau 337 – der Leuna-Werke »Walter Ulbricht« eine schwere Explosion, der in Abständen von drei bis vier Minuten zwei leichtere Explosionen folgten. Infolge der Explosionen gerieten die ausströmenden Gase in Brand.1 Der Brand war, bedingt durch das Brandmedium – flüssiger Sauerstoff –, nur kurzlebig und hatte deshalb keine weiteren Folgen.
Durch die Explosion wurden der Apparatefahrer Baumann, Erich, geb. [Tag, Monat] 1900, tödlich verletzt, der Arbeiter [Name 1, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1910, lebensgefährlich verletzt und elf weitere Arbeiter erlitten leichte oder mittlere Verletzungen (Schnittwunden, Schockwirkung).
Zehn Personen konnten nach stationärer Behandlung wieder entlassen werden.
Die Explosion zerstörte den Luftzerleger Nr. 10 total. Der Luftzerleger Nr. 11 wurde angebeult.
Bei der als Ausgangspunkt der Explosion festgestellten Luftzerlegungsanlage Nr. 10 handelt es sich um eine seit 1945 im Leuna-Werk in Betrieb befindliche Anlage der Fa. Linde.2 Diese Anlage arbeitete bereits vor 1939 bis zur Umsetzung ins Leuna-Werk 1945 im Mineralölwerk Lützgendorf.
Ein ähnliches Aggregat der jetzigen westdeutschen Fa. Linde explodierte vor ca. zwei Jahren auf der Zeche Kaiserstuhl/Dortmund und forderte 14 Tote.
Die bei der Untersuchung dieser Explosion in Westdeutschland gewonnenen Erfahrungen wurden dem Leuna-Werk mitgeteilt und sind auch entsprechend ausgewertet worden.
An der Untersuchung der genauen Ursachen und des entstandenen Schadens arbeitet eine Expertenkommission unter Leitung des Produktionsdirektors Klapproth. Der Kommission gehören auch Experten des MfS Berlin an.