Sendungen des »Studios am Stacheldraht«
14. August 1965
Einzelinformation Nr. 744/65 über Grenzprovokationen an der Staatsgrenze der DDR zu Westberlin in der Zeit vom 10. bis 13. August 1965
Am 10.8.1965, gegen 23.10 Uhr, sendete im Abschnitt Groß Glienicke, [Bezirk] Potsdam, das Westberliner »Studio am Stacheldraht«1 zweimal drei Minuten eine Hetzsendung, die jeweils mit dem Satz: »Achtung, die Mörder sind unter euch« eingeleitet wurde. In der Sendung wurde auf die Grenzprovokation des Westberliner Hermann Döbler vom 15.6.1965 am Teltow-Kanal eingegangen.2 Neben der Hetze gegen unsere Grenzsicherungskräfte wurde an die angesprochenen Posten abschließend die Frage gestellt, ob sie auch solche »Henkersknechte« seien. (Seit Dezember 1964 trat dieser Hetzsender lediglich einmal im Juni 1965 in Erscheinung.)
Eine weitere Hetzsendung von drei Minuten brachte das »Studio am Stacheldraht« am 12.8.1965, gegen 22.10 Uhr, im Grenzbereich Stolpe-Süd, [Bezirk] Potsdam. Dabei wurde gegen den antifaschistischen Schutzwall gehetzt. Die Sendung endete mit der Aufforderung an die Grenzsicherungskräfte der DDR, »danebenzuschießen«.
Etwa zehn Minuten vorher, gegen 22.00 Uhr, hetzten drei männliche Zivilpersonen ebenfalls im Grenzbereich Stolpe-Süd (in Richtung Ortsrand Stolpe-Dorf) mittels Handmegaphon gegen den Genossen Walter Ulbricht und gegen die Staatsgrenze und schlossen gleichfalls mit der Aufforderung an die Grenzsicherungskräfte der DDR zum »Danebenschießen«. Die gleichen hetzerischen Äußerungen fielen wenig später (gegen 22.50 Uhr) im Grenzbereich Stolpe-Dorf/S-Bahndamm.
Am 11.8.1965, gegen 20.30 Uhr, erschienen an der Treptower Straße sechs Westberliner Jugendliche, die mit Steinen nach der Grenzbeleuchtung auf dem Territorium der DDR warfen.
Im Grenzbereich Baumschulenweg/Heidekampweg (etwa 200 m vom Grenzübergang Sonnenallee entfernt) wurden am 13.8.1965, gegen 8.15 Uhr, die auf dem Beobachtungsturm eingesetzten DDR-Grenzposten von Westberliner Gebiet (Kleingartenanlagen) aus mit Steinen beworfen. Eine Fensterscheibe des B-Turms wurde dabei zerstört.
In der Nacht vom 11. zum 12.8.1965 wurden unter Verletzung des Territoriums der DDR um acht Meter im Bereich Hohen Neuendorf von Westberliner Seite aus acht Felder des ersten Sicherungszaunes zerschnitten.
Ebenfalls im Grenzbereich Hohen Neuendorf (sog. Osramsiedlung) wurden am 13.8.1965, gegen 5.15 Uhr, von aus Westberlin gekommenen Provokateuren drei Drähte der Grenzsicherungsanlagen zerschnitten. Ein Versuch der Provokateure, die abgeschnittenen Drähte über die Leitung der Grenzbeleuchtung zu werfen und einen Kurzschluss zu verursachen, misslang.
Am 13.8.1965, gegen 21.05 Uhr, kamen drei Uniformierte (vermutlich Westberliner Zöllner) mit dem VW-Bus B 390 zur Grenze und schossen im Abschnitt Glienicker Forst mittels Luftgewehr auf unsere Grenzbeleuchtung. Gegen 21.20 Uhr fuhren die Provokateure in das Westberliner Hinterland zurück.
Am 13.8.1965, gegen 0.25 Uhr, wurden im Grenzbereich Gleimstraße – Kopenhagener Straße von Westberlin aus ca. 300 Hetzflugblätter über die Grenzsicherungsanlagen geworfen.
Bei den Kranzniederlegungen auf Westberliner Gebiet kam es zu keinen weiteren feindlichen Handlungen.