Streikdrohung im Fahrzeugwerk Olbernhau
29. März 1965
Einzelinformation Nr. 272/65 über die Androhung einer Arbeitsniederlegung im VEB Fahrzeugwerk Olbernhau, [Kreis] Marienberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, am 25. März 1965
Am 25.3.1965 übergab eine Brigade der Abteilung Metall des VEB Fahrzeugwerk Olbernhau der BGL und Werksleitung des Betriebes ein Schreiben mit der Forderung nach Lohnerhöhung. Sie verlangten dabei ab 1.4.1965 eine Angleichung an die Bezahlung der in der Montage beschäftigten Arbeiter mit dem Hinweis, dass die Brigade bei Nichterfüllung der Forderung die Arbeit niederlegen würde. Diese Forderung wurde von 21 Personen unterschrieben, darunter befanden sich zwei SED-Mitglieder, der BGL-Vorsitzende und ein Vertrauensmann. (Insgesamt sind im Betrieb 150 Personen beschäftigt.)
Die bisherigen Untersuchungen führten zu folgendem Ergebnis: In der letzten Märzwoche 1965 wurde vom Werkleiter des VEB Fahrzeugwerk Olbernhau Bredel ohne Absprache mit der Partei- und Gewerkschaftsleitung des Betriebes eine Gehaltserhöhung bei 32 Angestellten des Betriebes vorgenommen.
Als dies unter den Arbeitern der Abteilung Metall bekannt wurde, waren sie darüber verärgert, weil sie selbst die niedrigsten Lohngruppen im Betrieb haben. Im Ergebnis dessen kam es zur Abfassung des bereits genannten Schreibens, in dem die Forderung nach Lohnerhöhung enthalten war.
Nachdem von Vertretern der SED-Kreisleitung und des FDGB mit den Arbeitern gesprochen wurde, nahmen diese die Androhung der Arbeitsniederlegung zur Durchsetzung ihrer Forderungen zurück. Gegenwärtig wird durch Partei und Gewerkschaft überprüft, inwieweit die Entlohnung in der Abteilung Metall des VEB Fahrzeugwerk Olbernhau verändert werden muss.