Zündung von Explosionskörpern auf Westberliner Reichsbahngelände
26. Februar 1965
Bericht Nr. 169/65 über die Zündung von Explosionskörpern auf dem Reichsbahngelände in Westberlin durch Angehörige der US-Armee am 25. Februar 1965
Am 25.2.1965, gegen 13.58 Uhr, zündeten Angehörige der US-Armee am km 21,6, in der Nähe der Blockstelle Havelchaussee (zwischen den Bahnhöfen Berlin-Grunewald und Nikolassee), Übungsspreng- und Nebelkörper in und an den Gleiskörpern der Deutschen Reichsbahn.1
Die eingeleiteten Untersuchungen ergaben folgenden Hergang des Vorkommnisses:
Am 25.2.1965, gegen 13.58 Uhr, beobachtete das Triebwagenpersonal des S-Bahnzuges Umlauf L/4 (vom Bahnhof Friedrichstraße kommend und nach dem Bahnhof Wannsee fahrend), dass in der Nähe der Blockstelle Havelchaussee, etwa 1 000 m vom fahrenden Zug entfernt, mehrere Nebelkörper (nach visuellen Feststellungen 5 Nebelkörper) in den Gleisen der S-Bahn und der Fernbahn detonierten, davon zwei in dem vom S-Bahnzug befahrenen Gleis. Nach der Detonation erhoben sich gelblich-weiße Rauchschwaden bis zu einer Höhe von 3 m und einer Breite von 2 m, die sich etwa 8–10 Sek. hielten und danach verflogen. Der Triebwagenführer verminderte daraufhin die Geschwindigkeit des S-Bahnzuges auf etwa 30 bis 40 km/h und fuhr langsam an den Ereignisort heran, da er ein Hindernis vermutete.
Von der Triebwagenschaffnerin wurde weiterhin wahrgenommen, dass bei Annäherung des Zuges ein US-Soldat in der Nähe der Blockstelle Havelchaussee in das vom S-Bahnzug befahrene Gleis erneut einen Nebelkörper warf, der detonierte, als die Spitze des Zuges sich auf ca. 30 m genähert hatte. Außerdem will die Triebwagenschaffnerin zum gleichen Zeitpunkt in etwa 200 m Entfernung drei weitere Detonationen von Nebelkörpern festgestellt haben. In unmittelbarer Nähe der Detonationsstelle standen drei US-Soldaten.
Zu diesem Zeitpunkt passierte der entgegenkommene S-Bahnzug Umlauf L/3 – Bahnhof Nikolassee–Bahnhof Grunewald – den Ereignisort. Ein im 2. Wagen des Zuges mitfahrender Bahnpolizist bemerkte unmittelbar am Wagen eine 1 bis 2 m aufleuchtende Stichflamme mit darauffolgendem Knall. Etwa 10 m vom Bahndamm entfernt befand sich ein US-Soldat. Diese Explosion wurde auch vom Fahrpersonal der Diesellok V 180 Nr. 051 wahrgenommen, die mit einem Güterzug in Richtung Bahnhof Grunewald fuhren und zu diesem Zeitpunkt die Blockstelle Havelchaussee passierten. Als die Zugspitze des Güterzuges den Vorkommnisort erreicht hatte, waren die durch die Explosion hervorgerufenen graugelblichen Nebelwolken bereits verzogen. Das Fahrpersonal beobachtete auf der rechten Seite des Bahnkörpers einen in Richtung Nikolassee laufenden US-Soldaten, der offensichtlich mit dem von dem Bahnpolizisten erkannten US-Soldaten identisch war.
Der Blockwärter der Blockstelle Havelchaussee bemerkte in dieser Zeit den Aufenthalt von etwa 15 bis 20 Angehörigen der US-Armee in unmittelbarerer Nähe, die sich in feldmarschmäßiger Bekleidung befanden und vermutlich eine Übungspause eingelegt hatten. Auf einem Weg am Bahnkörper parkten zwei Lkw und zwei offene Geländewagen der US-Armee.
Durch die Untersuchungen konnten die Detonationsstellen gesichert werden und insgesamt fünf Übungsspreng- und Nebelkörper auf den Gleisanlagen festgestellt werden. Die aufgefundenen Reste der von den US-Soldaten zur Explosion gebrachten Übungsspreng- und Nebelkörper weisen darauf hin, dass sie aus Beständen der US-Armee stammen. Die zwei gefundenen Blechbüchsen, bei denen es sich nach den bisherigen Untersuchungen um die Nebelkörper handelte, sind 20 cm lang und haben einen Durchmesser von 8 cm. Sie haben eine englische Beschriftung. Die gefundenen Papphülsen stammen vermutlich von Übungssprengkörpern. Die noch zu erkennenden Schriftteile in englischer Sprache weisen inhaltlich auf Folgendes hin: »Dieser Gegenstand ist sehr gefährlich, weil er eine hohe Sprengkraft hat«.
Es wird gebeten zu entscheiden, ob in einer Presseveröffentlichung gegen diese Provokation Stellung genommen werden soll.2