Zusammenstoß zweier Züge in Bitterfeld
12. November 1965
Einzelinformation Nr. 1013/65 über einen Zugzusammenstoß auf dem Bahnhof Bitterfeld am 12. November 1965
Am 12.11.1965, gegen 0.30 Uhr, fuhr auf dem Bahnhof Bitterfeld im Stellwerkbereich HI der Durchgangsgüterzug 7390 auf den planmäßig haltenden D 79 (Karl-Marx-Stadt–Rostock) frontal auf. Durch den Zusammenprall entgleisten fünf Güterwagen und die E-Lok des Güterzuges. Neun Personen wurden durch den Unfall verletzt. Drei Personen befinden sich wegen schwerer Verletzungen im Krankenhaus. Der Sachschaden beträgt nach vorläufigen Schätzungen 15,2 TMDN.
Die sofort eingeleiteten Ermittlungen zur Aufklärung der Unfallursachen führten zu folgendem Ergebnis:
Der Fahrdienstleiter [Name 1, Vorname], geb. am [Tag, Monat] 1907, wohnhaft Holzweißig, [Straße Nr.], stellte gegen 0.05 Uhr an der Weiche 6 des Stellwerkbereiches HI eine Störung fest. Er stellte deshalb die Weiche mit der Hand und legte eine Zungensperre an. Bei der Weichenstellung brachte er die Weiche 6 in eine falsche Lage. Dadurch wurde dem planmäßig einfahrenden DG 7390 die Einfahrt auf die mit dem D 79 besetzten Fahrstrecke ermöglicht.
Nach den bisherigen Untersuchungen hat der Fahrdienstleiter aus Unachtsamkeit die Weiche in die falsche Lage gebracht. Begünstigend wirkte sich die fehlende Kontrollmöglichkeit der Schaltstellung für die Weiche 6 auf dem Stellwerk HI aus.
Der Fahrdienstleiter [Name 1] verursachte bereits am 14.3.1965 eine Transportgefährdung, wofür er zu einem Jahr Gefängnis mit zwei Jahren Bewährung verurteilt wurde. Er hatte einen Personenzug in einen gesperrten Streckenabschnitt einfahren lassen.
Gegen [Name 1] wurde durch die Transportpolizei ein EV wegen Transportgefährdung eingeleitet.
Weitere Untersuchungen, insbesondere über die Ursachen dieses Verhaltens des [Name 1], werden geführt.