Zwei Brände im Kombinat Schwarze Pumpe
26. Januar 1965
Einzelinformation Nr. 59/65 über zwei Brände im Kombinat Schwarze Pumpe, [Bezirk] Cottbus, am 25. Januar 1965
Am 25.1.1965, gegen 20.10 Uhr, brach im Turboverdichter 2 des Druckgaswerkes Schwarze Pumpe1 ein Brand aus, durch den der Hochdruckteil des Aggregates vernichtet wurde. Der Sachschaden beträgt etwa 400 000 MDN. (Falls das Getriebe des Aggregates beschädigt ist – was zzt. noch nicht festgestellt werden kann – wird sich der Sachschaden um etwa 300 000 MDN erhöhen.) Infolge des Brandes wurden die in Betrieb befindlichen drei Gasgeneratoren des Druckgaswerkes zeitweilig abgefahren, konnten jedoch nach Umschaltung der Anlage auf Kolbenverdichter wieder in Betrieb genommen werden.
Die bisherigen Untersuchungen zu den Ursachen des Brandes hatten folgendes Ergebnis: Der zum Betrieb der Gasgeneratoren erforderliche Sauerstoff wird in einem gesonderten Gebäude in einer Trennanlage hergestellt (Trennung von Luft in Sauerstoff und Stickstoff). Die Verdichtung der getrennten Gase erfolgte bisher durch Kolbenverdichter, die zwar einwandfrei liefen, jedoch eine zu geringe Kapazität hatten (9 000 cbm/Std.). Deshalb wurden im Auftrag des VEB Chema Rudisleben vom Wissenschaftlich-technischen Zentrum Pumpen und Verdichter, Leipzig, nach Dokumentationen des Kompressorenwerkes Kasan (für Verdichter kleinerer Art) zwei Turboverdichter mit einer Kapazität von 36 000 cbm/Std. projektiert und durch den VEB Pumpen- und Gebläsewerk im Trennergebäude des Druckgaswerkes als Versuchs- und Erprobungsanlage aufgebaut. Die Anlage hat einen Gesamtwert von 1,8 Mio. MDN.
Während sich der Turboverdichter 1 noch in Montage befindet, wurde das Aggregat Nr. 2 am 25.1.1965, gegen 18.00 Uhr, erstmalig von Ingenieuren des VEB Chema Rudisleben zwecks Probebetriebs angefahren. Da es sich bei den Aggregaten jedoch um eine noch nicht ausgereifte Konstruktion handelt, wurde beim Anfahren eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet, u. a. wurden die Feuerwehr, ein Arzt und DRK-Helfer hinzugezogen.
Das Aggregat (es handelt sich um einen sog. Kreiselverdichter) wurde zuerst mit Schutzgas (Stickstoff) angefahren. Gegen 19.20 Uhr wurde Sauerstoff zugegeben, wobei ein Druck von 20 atü erreicht wurde. Im weiteren Anfahrprozess entstand gegen 20.10 Uhr im Hochdruckteil des Verdichters ein Verbrennungsprozess, der äußerlich durch explosionsartige Stichflammen wahrgenommen wurde. Bedingt durch das Brandmedium (Sauerstoff) unterlag der Hochdruckteil einem Schmelzprozess und wurde, obwohl die bereitstehende Feuerwehr den Brand innerhalb von 10 Minuten löschte, vollkommen zerstört. Die Ursache des Brandes kann voraussichtlich nicht mehr exakt ermittelt werden, da der Hochdruckteil zerschmolzen ist.
Mögliche Ursachen sind:
- 1.
Öleintritt durch eine undichte Stelle und Entzündung des Sauerstoffs durch Reaktion mit Öl;
- 2.
Heißlaufen eines Lagers;
- 3.
Unzulässige Erwärmung durch Reibung oder Funkenbildung.
Zur Untersuchung der Ursachen wurden Expertenkommissionen eingesetzt. Die Untersuchungen durch das MfS werden fortgesetzt.
Zu einem weiteren Brand kam es am 25.1.1965 im Kraftwerk Mitte des Kombinates Schwarze Pumpe. Gegen 16.00 Uhr wurde im Bereich der Entaschung des Saugzuges 221 eine Rauchentwicklung festgestellt. Nach näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich um einen Kohlenstaubbrand in einem Kabelkanal handelte. Der Kabelkanal war so niedrig, dass er nicht begangen werden konnte. Nachdem der Brand durch die Feuerwehr gelöscht worden war, wurde festgestellt, dass 30 Kabelpaare mit einer Länge von 10 m verbrannt sind. Der Sachschaden beträgt ca. 20 000 MDN. Auswirkungen auf die Energieerzeugung traten nicht ein.
Als Ursache wird vermutet, dass sich der in den Kabelkanal eingeschwemmte Kohlenstaub selbst entzündet hat. Der Kanal war abgedeckt und konnte von Menschen nicht betreten werden.
Die Untersuchungen zur genauen Ermittlung der Ursachen werden weitergeführt.