Bahnbetriebsunfall vor dem Bahnhof Lutherstadt Wittenberg
15. März 1968
Einzelinformation Nr. 299/68 über einen Bahnbetriebsunfall vor dem Bahnhof Lutherstadt Wittenberg am 14. März 1968
Am 14.3.1968, gegen 17.25 Uhr, fuhr der Personenzug 687 – Dessau – Lutherstadt Wittenberg – auf den vor ihm haltenden Durchgangsgüterzug (DG) 6255 auf, der am Einfahrsignal des Bahnhofs Wittenberg stand. Durch die Auffahrt entgleisten die letzten drei Wagen des DG 6255, wobei ein mit Speiseöl beladener Kesselwagen umstürzte und ein mit Holz beladener Wagen Totalschaden erlitt. Der Sachschaden wird mit etwa 13 TM angegeben. 17 Reisende, darunter eine westdeutsche Bürgerin, wurden leicht verletzt und konnten nach ambulanter Behandlung weiterreisen.
Durch die sofort eingeleiteten Untersuchungen konnten als Unfallursachen ermittelt werden: Der Fahrdienstleiter der Abzweigstelle Wittenberg-Hafen, [Name, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1927, hatte infolge des Ausfalls der Sicherungsanlage (von [Name] durch einen Bedienungsfehler hervorgerufen) dem Personenzug 687 den schriftlichen Fahrbefehl zur Vorbeifahrt am Halt zeigenden Signal erteilt, obwohl sich im zu befahrenden Streckenabschnitt der DG 6255 befand. [Name] gibt bisher an, aus einem Telefongespräch im Streckenfernsprecher die Schlussfolgerung gezogen zu haben, den Personenzug mittels des schriftlichen Befehls AB in den betreffenden Streckenabschnitt einzulassen. Zu diesem Zeitpunkt lag ihm jedoch noch keine Bestätigung des Verlassens des besetzten Streckenabschnitts durch den DG 6255 vor.
[Name] ist seit 20 Jahren bei der DR als Betriebs- und Verkehrstechniker tätig, ohne bisher einen Bahnbetriebsunfall verursacht zu haben. Er zählt zu den besten Fahrdienstleitern. Gegen ihn wurde ein EV ohne Haft wegen Transportgefährdung eingeleitet.