Beschädigung der Frontscheibe des Pkw des polnischen Botschafters
5. Januar 1968
Einzelinformation Nr. 14/68 über die Beschädigung der Frontscheibe des Pkw Mercedes-Benz des polnischen Botschafters in der DDR am 1. Januar 1968 auf der Autobahn Dresden – Berlin
Am 1.1.1968 befuhr der Pkw Mercedes-Benz, polizeiliches Kennzeichen IU 00–25, mit dem polnischen Botschafter in der DDR,1 seiner Gattin und seinen zwei Kindern sowie seinem Fahrer, vom Gästehaus der Regierung in Gohrisch kommend, die Autobahn Dresden – Berlin. Als das Fahrzeug gegen 14.00 Uhr mit ca. 100 km/h die Durchfahrt einer Autobahnbrücke in Höhe des Autobahnkilometers 133 im Bereich der Abfahrt Thiendorf passierte, zerplatzte unvermittelt und knallartig die Panoramafrontscheibe des Wagens. Dabei entstanden rechts und links im Krümmungsbereich der Scheibe durchschlagartige ovale Löcher mit ca. 100 mm Durchmesser (links) bzw. 150 bis 200 mm Durchmesser (rechts).
Zum Zeitpunkt des Vorkommnisses fuhr unmittelbar vor dem betroffenen Botschaftswagen kein anderes Fahrzeug. Die Autobahn war schneefrei und der Wagen mit Winterbereifung (Spikes) versehen. Auf der durchfahrenen Autobahnbrücke befanden sich nach Feststellungen des Botschafters und seiner Begleitung keine Personen. Nachdem der Wagen ca. 50 m hinter dem Ereignisort zum Stehen gebracht worden war und verdächtige Wahrnehmungen zu möglichen Ursachen nicht getroffen werden konnten, wurde die Fahrt fortgesetzt und später eine motorisierte Streife der Verkehrspolizei des VPKA Senftenberg in Kenntnis gesetzt.
Die vom MfS eingeleiteten kriminaltechnischen Untersuchungen ergaben aufgrund des objektiven Befundes eindeutig, dass eine gewaltsame Beschädigung der Scheibe infolge Fremdeinwirkung von außen, z. B. durch Schuss bzw. Steinschlag, als Ursache ausschließt [sic!]. Die chemische Untersuchung der im Wageninnern sichergestellten Glassplitter auf Blei und Kupfer verlief negativ. Aufgrund der symmetrischen Anordnung der Durchlöcherung sowie der ovalen Bruchform und der äußeren Umstände des Geschehens muss entsprechend den vorliegenden Erfahrungen angenommen werden, dass es zu einem selbsttätigen Brechen der Scheibe gekommen ist. Die Bruchform resultiert aus den Eigenschaften des Sekurit-Glases (Einscheibenglas)2 und der geometrischen Form der Scheibe, die bei dem vorliegenden Fahrzeugtyp besonders geeignet ist, diesen Effekt hervorzurufen. Es sind zahlreiche gleichartige Fälle bekannt, wo es infolge von Spannungen, Schwingungen oder Verwindungen der Karosserie zu einem selbsttätigen Brechen von Panoramafrontscheiben (Einscheibenglas/Sekurit) gekommen ist.