Fehlende Unterkünfte für neu immatrikulierte Studenten, Leipzig
25. September 1968
Einzelinformation Nr. 1071/68 über fehlende Unterkünfte für neu immatrikulierte Studenten an der Karl-Marx-Universität Leipzig
Eine Reihe dem MfS neu bekannt gewordener Fakten machen es notwendig, in Ergänzung unserer Information 955/68 vom 3.9.1968 nochmals über dieses Problem – speziell an der Karl-Marx-Universität Leipzig – zu informieren.
Gegenwärtig müssen an der Karl-Marx-Universität Leipzig ca. 1 000 von den ca. 1 800 im Studienjahr 1968/69 immatrikulierten Studenten in Notquartieren untergebracht werden, weil 970 Unterkunftsmöglichkeiten nicht mehr zur Verfügung stehen. Das resultiert vor allem daraus, dass eine Vielzahl von Haushalten ihre Privatquartiere an den Zimmernachweis des Reisebüros der DDR vermietet und dass vier Wohnbaracken mit einer Kapazität von 260 Betten abgerissen wurden, um auf diesem Gelände eine Schwimmhalle für die DHfK zu errichten.
Um die bestehenden Schwierigkeiten bei der Unterbringung der Studenten einigermaßen zu beheben, wurden 550 Plätze durch zusätzliche Einquartierung in die bisherigen Internate der Karl-Marx-Universität sowie durch die Benutzung von Gebäuden der Stadt Leipzig, die »auf Abbruch stehen«, geschaffen. Des Weiteren werden ca. 400 Studenten in den Messehäusern »Städtisches Kaufhaus« und »Mädler-Passage« einquartiert. Die Unterbringung in letzteren Objekten erfolgt hauptsächlich in Verhandlungskojen und in Ausstellungsräumen. Dabei müssen teilweise bis zu 20 Personen in einem Raum untergeberacht werden. Gegenwärtig fehlen noch Tische und Schränke zur Ausstattung der behelfsmäßigen Unterkünfte.
Um negativen Erscheinungen in diesem Zusammenhang vorzubeugen, wurden zwar von der Leitung der Karl-Marx-Universität Leipzig Nachwuchswissenschaftler als Betreuer und Agitatoren in den Behelfsunterkünften eingesetzt und soll bis Ende des Jahres 1968 versucht werden, in Leipzig und angrenzenden Kreisstädten Zimmer zu mieten, trotzdem ist aber diese Situation als sehr prekär einzuschätzen.