Verhalten des »Verdienten Meisters des Sports« Lippoldt, Werner
13. September 1968
Einzelinformation Nr. 1036/68 über das Verhalten des »Verdienten Meisters des Sports«, Lippoldt, Werner
Dem MfS wurden über den Lippoldt, Werner,1 geboren am 16.2.1944, wohnhaft in (7035) Leipzig, [Straße, Nr.], Student an der KMU Leipzig, Arbeitsstelle: KMU, Physikalisches Institut, ledig, Parteizugehörigkeit: SED – Mitglied der Parteileitung des GST-Schießclubs Leipzig, Auszeichnungen: »Meister des Sports« und »Verdienter Meister des Sports«, Sportart: Gewehr – GST-Schießclub Leipzig, einige Fakten zu seinem persönlichen Verhalten bekannt, die im Zusammenhang mit der vorgesehenen Delegierung des L. zu den Olympischen Spielen in Mexiko zu beachten sind.
Zur Person des Lippoldt: L. entstammt einer Arbeiterfamilie. Seine Verwandten sind alle in der DDR wohnhaft (Hoyerswerda und Spremberg) und werden in ihrem politischen Auftreten als positiv eingeschätzt.
L. ist seit 1962 Student an der KMU-Leipzig, Physikalisches Institut, wo zwischen ihm und seiner Fakultät ein Studiumsverlängerungsplan besteht, der es ihm ermöglicht, die sportlichen und die Studienaufgaben zu koordinieren. Von der Fakultät wird eingeschätzt, dass L. seine bisherigen Verpflichtungen erfolgreich löste. Es sei jedoch notwendig, dass er in Zukunft seine Kräfte noch mehr auf die abgeschlossenen Studienvereinbarungen konzentriert. L. tritt sowohl in der Universität als auch im Schießsportclub politisch aktiv auf. Er gehört zur Parteileitung des GST-Schießclubs.
Nach vorliegenden Hinweisen gab es jedoch 1967/68 trotz des im Allgemeinen politisch positiven Auftretens von L. auch einzelne Erscheinungen ungenügenden bewussten Auftretens, ohne dass daraus jedoch Zweifel an seiner politischen Zuverlässigkeit abgeleitet wurden. In den Monaten Juli/August 1968 (möglicherweise im Zusammenhang mit der erwarteten Aufstellung für die Olympia-Mannschaft der DDR) hat L. sein politisches Auftreten wieder aktiviert und seine politischen Leistungen verbessert.
Lippoldt gehört zu den ältesten Sportschützen des GST-Schießclubs, wo er die Auszeichnungen »Meister des Sports« (1964) und »Verdienter Meister des Sports« (1966) erhielt. Höhepunkte seiner sportlichen Entwicklung waren u. a. die Teilnahme an den Olympia-Ausscheidungen 1964, die Europameisterschaften in Kairo (1965) und die Weltmeisterschaften in Wiesbaden/Westdeutschland (1966). Bei den Weltmeisterschaften 1966 in Wiesbaden/Westdeutschland konnte er mit der Mannschaft eine Gold-, zwei Bronzemedaillen sowie im Einzelschießen eine Silbermedaille erringen.
Dem MfS wurde jedoch bekannt, dass das offene positive politische Auftreten des Lippoldt teilweise im Gegensatz zu seinem moralischen Verhalten steht.
Es wurde festgestellt, dass L. einen erheblichen Teil seines Geldes für Frauen und Alkohol ausgibt und besonders seit 1967/68 intime Beziehungen zu einigen Frauen, darunter auch zu verheirateten Frauen, unterhielt bzw. unterhält. [Passagen mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben]