Verhalten eines Leistungssportlers im Fechten
18. März 1968
Einzelinformation Nr. 306/68 über das Verhalten des Leistungssportlers Flock, Bernd-Rüdiger, Angehöriger der SG Dynamo Eisenach (Fechten)
Der Sportler Flock, Bernd-Rüdiger,1 geboren am [Tag, Monat] 1948 in Eisenach, wohnhaft in Eisenach, gehört seit 1959 der Sektion Fechten der SG Dynamo Eisenach an. In der Kinder- und Jugendabteilung entwickelte er sich sehr schnell zu einem der stärksten Fechter der DDR.
Bekannt wurde, dass Flock aktive Verbindungen zu seinen in Westdeutschland lebenden Verwandten unterhält. Besonders interessiert an einer Aufrechterhaltung dieser Verbindungen ist die Mutter des Flock, [Name 1, Vorname 1], geboren am [Tag, Monat] 1919, ausgeübter Beruf: Verkäuferin.
Mutter und Sohn sind sehr stark kirchlich gebunden. Bei den in Westdeutschland wohnenden Verwandten handelt es sich um zwei Schwestern der [Name 1, Vorname 1], die mit ihren Ehepartnern 1950 und 1960 illegal die DDR verließen.
In den vergangenen Jahren besuchten die Verwandten mehrmals die Familie Flock in Eisenach. In der Familie Flock hat es über die Einreise dieser Verwandten mehrfach Auseinandersetzungen gegeben, da der Vater des Flock, [Name 1, Vorname 2], geboren am [Tag, Monat] 1918, seit 1945 Angehöriger der DVP, Leiter für Waffen und Munition im VPKA Eisenach, Mitglied der SED, DSF und SV Dynamo, die Einreise dieser Personen nicht wünschte. ([Name 1, Vorname 2] tritt positiv auf, arbeitet gesellschaftlich aktiv, u. a. in einem Jagdkollektiv, und ist bestrebt, seinen Sohn im Sinne unserer Politik zu erziehen.)
Diese Auseinandersetzungen hatten zur Folge, dass Frau [Name 1] jetzt den größten Teil der aus Westdeutschland ankommenden Post und Pakete über ihre ebenfalls in Eisenach wohnhaften Eltern senden lässt.
Bernd-Rüdiger Flock zeigt sich an diesen Verbindungen außerordentlich interessiert und erhielt von seinen Verwandten aus Westdeutschland mehrfach Kleidungsstücke übersandt.
Intern wurde dem MfS bekannt, dass Flock, Bernd-Rüdiger von seinen Verwandten aufgefordert wurde, sich um eine weitere Verbesserung seiner sportlichen Leistungen zu bemühen und ein »eifriger Fechter« zu werden, um dadurch die Möglichkeit zu erhalten, in Westdeutschland eingesetzt zu werden. Weitere interne Informationen beinhalten, dass die Korrespondenz zwischen [Name 1, Vorname 1]/Flock, Bernd-Rüdiger und deren in Westdeutschland wohnenden Verwandten politisch negativen Charakter hat und die Verhältnisse in der DDR diffamiert.
Weiterhin ist bekannt, dass Flock, Bernd-Rüdiger während in der Vergangenheit durchgeführter Auslandsstarts in kapitalistischen Ländern dort ständig von seinen Verwandten aufgesucht wurde. Die Termine für diese Auslandsstarts waren den Verwandten jeweils brieflich von ihm selbst oder von seiner Mutter mitgeteilt worden.
Nach dem letzten Auslandsstart 1967 in Ungarn äußerte sich der Verbandstrainer [Name 2]/Leipzig unzufrieden über das dortige Auftreten des F. da sich dieser wiederholt undiszipliniert von der Delegation entfernt hatte und das notwendige Training nicht im erforderlichen Maße durchführte.
Es wird weiter eingeschätzt, dass F. auch im Fechtschwerpunkt Eisenach häufig seine Trainingsarbeit vernachlässigte. In persönlichen Gesprächen äußerte F., er würde hinsichtlich gesellschaftlicher Arbeit nur so viel leisten, wie unbedingt erforderlich ist, um nicht im Kollektiv aufzufallen.
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