Verhinderter Grenzdurchbruch eines Instrukteurs des Rates des Kreises
27. Juni 1968
Einzelinformation Nr. 696/68 über den verhinderten Grenzdurchbruch des [Name, Vorname], Org.-Instrukteur beim Rat des Kreises Rathenow, am 22. Juni 1968
Am 22.6.1968 wurde [Name, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1925, wohnhaft Falkensee, [Straße, Nr.], Org.-Instrukteur beim Rat des Kreises Rathenow, Mitglied der SED seit 1946, beim Versuch, die Staatsgrenze der DDR in Richtung Westberlin zu durchbrechen, durch Posten der NVA festgenommen.
[Name] ist seit Februar 1968 beim Rat des Kreises Rathenow beschäftigt. Da ihm bisher noch keine Wohnung zugewiesen werden konnte, wohnte er zur Untermiete und fuhr lediglich an den Wochenenden zu seiner Familie nach Falkensee. Aufgrund seiner Wohnverhältnisse war [Name] verärgert und nahm immer häufiger übermäßig Alkohol zu sich, sodass von seinen Dienstvorgesetzten wiederholt Aussprachen mit ihm geführt werden mussten. In der Familie gab es deswegen ebenfalls wiederholt Auseinandersetzungen.
Während seiner Heimfahrt am 21.6.1968 fasste er in angetrunkenem Zustand den Entschluss, die DDR illegal zu verlassen, um den ständigen Ehezwistigkeiten zu entgehen. Da es nach seiner Heimkehr aufgrund seines angetrunkenen Zustandes erneut zu Auseinandersetzungen mit seiner Ehefrau kam, entschloss er sich, sein Vorhaben noch am gleichen Abend zu verwirklichen.
Zu diesem Zweck fuhr er noch am gleichen Abend mit dem Linienbus nach Schönwalde, wo er von 1966 bis 1967 als Ortsparteisekretär der SED tätig war. Aufgrund dieser Tätigkeit waren ihm der Grenzverlauf und die Grenzsicherungsanlagen im Abschnitt Schönwalde bekannt. In der Gaststätte in Schönwalde nahm [Name] nochmals alkoholische Getränke zu sich. Gegen 23.50 Uhr verließ er die Gaststätte und begab sich in das unmittelbare Grenzgebiet. Nachdem er bereits die Vorsperren der Grenzsicherungsanlagen überwunden hatte, wurde er am 22.6.1968, gegen 3.30 Uhr, von den im Abschnitt Schönwalde eingesetzten NVA-Grenzposten beim Versuch des Grenzdurchbruchs nach Westberlin festgenommen.
[Name] war von 1955 bis 1962 als Zollsekretär im Grenzzollamt Staaken eingesetzt. Anschließend war er von 1962 bis 1966 Mitarbeiter der SED-Kreisleitung Nauen, Abteilung Sicherheit. Von 1966 bis 1967 war er als Ortsparteisekretär in Schönwalde tätig und seit Anfang 1968 ist er Mitglied des Stabes der Zivilverteidigung des Kreises Rathenow.
Gegen [Name] wurde ein E-Verfahren eingeleitet. Die Untersuchungen über die näheren Ursachen, Motive und Zusammenhänge des versuchten Grenzdurchbruchs werden durch das MfS noch weitergeführt.