Brand im VEB Thüringer Teppichfabriken Münchenbernsdorf
2. Dezember 1970
Information Nr. 1277/70 über einen Brand im VEB Thüringer Teppichfabriken Münchenbernsdorf/Werk VIII Gera, am 30. November 1970
Am 30.11.1970, gegen 0.15 Uhr, entstand im VEB Thüringer Teppichfabriken Münchenbernsdorf/Werk VIII Gera an der Anlage zur Beschichtung von Auslegmaterial mit Schaumgummi ein Brand.
Auf dieser Anlage wird das textile Gewirk für die Auslegware Ranowa und Tafting gummiert. Diese Maschinenanlage, ein Erzeugnis der dänischen Fa Campens,1 ist die einzige dieser Art in der DDR.
Es entstand ein Schaden in folgender Höhe:
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ca. 75 000 bis 100 000 Valutamark für die Wiederherstellung der Vulkanisierkammer,
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täglicher Produktionsausfall in Höhe von ca. 15 000 Mark
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und Ausfall eines Exportauftrages von 137 000 m² Tafting-Auslegware im Monat Dezember 1970 nach Westdeutschland.
Aufgrund des eingetretenen Schadenumfangs an der Vulkanisierkammer muss die Produktion gummierter Auslegware vorläufig eingestellt werden. An dieser Anlage war bereits am 5. Mai 1967 in der Vulkanisierkammer ein Brand ausgebrochen, dessen Ursache Hitzestau und Selbstentzündung von Schaumgummirückständen war.
Bei dem am 30.11.1970 entstandenen Brand handelt es sich im Ergebnis der eingeleiteten Untersuchungen der Fachexperten einschließlich des MfS um die gleichen Ursachen wie im Jahr 1967, indem sich Schaumstoffrückstände selbst entzündeten.
Am 28.11.1970 gegen Mittag fuhr der Chemieingenieur [Name 1, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1931, wohnhaft Münchenbernsdorf, [Straße, Nr.], Versuche mit Waffelschaum auf dieser Anlage.
Anlass für diese Versuche war der Einsatz eines neuen Rohstoffes, der jedoch zur Wulstbildung bei der Beschichtung neigte.
Die Versuche wurden wegen erheblicher Mängel in der Beschichtung abgebrochen, da sich während des Beschichtens die Gummierung von der Teppichware löste. Trotz dieses Mangels und trotz der Festlegung in Auswertung des Brandes von 1967, dass die Anlage alle fünf bis sieben Tage zu reinigen ist, unterließ es [Name 1], sich nach dem Abbrechen des Versuches in der Vulkanisierkammer davon zu überzeugen, ob sich Abfälle der Gummierung von der Teppichware noch in der Vulkanisierkammer befinden.
Noch festgestellte Reste beweisen, dass im Bereich der mittleren Heißluftdüsen der Vulkanisierkammer Waffelschaum auf dem Beschichtungsofen abgelagert war.
Am 29.11.1970 nahm der Schichtführer [Name 2, Vorname] gegen 22.00 Uhr nach oberflächlicher Besichtigung des Zustandes der Anlage die Produktion auf.
Gegen 0.15 Uhr brach dann der Brand in dem Bereich der Vulkanisierkammer aus.
Waffelschaum entzündet sich bei einer Temperatur der Heißluft von 170 oC selbst.
Die Untersuchungen werden fortgesetzt.