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Eingeschleuste Hetzschriften (IV)

22. Dezember 1970
Information Nr. 1364/70 über eingeschleuste Hetzschriften

Gegenwärtig werden von Westdeutschland aus erneut Hetzschriften mit Ballons oder auf dem Postweg in die DDR eingeschleust.

Nachstehend wird auf den Inhalt einiger sichergestellten Hetzschriften hingewiesen.

»Ich gestehe«, Hetzschrift in Taschenbuchformat über den Prozess um Rudolf Slánský1 von Artur London.2 Hetzschriften dieser Art – Dünndruck, Taschenbuchformat, in grünen Kunststoff eingebunden – wurden von der Bundeswehr mit Ballons bereits in den vergangenen Jahren eingeschleust.3

»Wo lebt man besser?« Unter Bezugnahme auf die Broschüre des Staatssekretariats für westdeutsche Fragen der DDR mit gleichem Titel4 werden die in der DDR-Schrift enthaltenen Behauptungen in der von der CDU herausgegebenen Hetzschrift zu widerlegen versucht.

Eine Hetzschrift mit gleichem Titel fiel bereits im Herbst 1969 im Rahmen der Hetzschriftenreihe »Kontakt« (Nr. 6/69) an. Die vorliegende Ausgabe wurde inhaltlich erweitert und ist umfangreicher.

»Für Sie« Nr. 2/70 Diese Ausgabe der ebenfalls von der CDU herausgebrachten Hetzschrift enthält die »Bedenken der CDU gegen den Moskauer Vertrag«.5

Als Anlage je ein Exemplar der genannten Hetzschriften.

  1. Zum nächsten Dokument Reaktion der Bevölkerung der DDR zu den Ereignissen in Polen

    23. Dezember 1970
    Information Nr. 1371/70 über die Reaktion der Bevölkerung der DDR zu den Ereignissen in der VR Polen
  2. Zum vorherigen Dokument Reaktion von Wirtschaftsfunktionären zur Preisregulierung

    22. Dezember 1970
    Information Nr. 1356/70 über einige Hinweise zur Reaktion wirtschaftsleitender Funktionäre im Zusammenhang mit vorgesehenen Regulierungen von Einzelhandelsverkaufspreisen in der DDR

  1. Im Original: »Slansky«. Rudolf Slánský, Jg. 1901, tschechoslowakischer kommunistischer Politiker, 1921 Eintritt in die Tschechische Kommunistische Partei, ab 1929 Mitglied des Zentralkomitees und Politbüros, 1938 Emigration in die Sowjetunion, 1944 Teilnahme am Slowakischen Aufstand, 1945–51 Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, im September 1951 entlassen und zum stellvertretenden Ministerpräsidenten ernannt. Im November 1951 im Zuge der Field-Affäre verhaftet und des Hochverrats angeklagt, im November 1952 zum Tode verurteilt am 3.12.1952 hingerichtet.

  2. Artur London, Jg. 1915, tschechoslowakischer kommunistischer Politiker und Publizist, 1935–39 für die Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg beteiligt, 1939–1943 Emigration in Frankreich, Widerstandskämpfer, 1943–45 im KZ Mauthausen inhaftiert, 1945–48 in der Schweiz, 1948 Rückkehr in die Tschechoslowakei, 1949–51 Außenminister der ČSSR, 1951 verhaftet, 1952 im Zuge des Slánský-Prozesses zu lebenslanger Haft verurteilt, 1956 Entlassung, 1963 Ausreise nach Frankreich.

  3. London, Artur: Ich gestehe: Der Prozess um Rudolf Slansky. Ballonschrift der Bundeswehr. O. O., o. J. [1970].

  4. Hell, Andreas; Prien, Hans: Wo lebt man besser? Lebensstandard in der DDR. Hg. v. Staatssekretariat für Westdeutsche Fragen. Berlin (Ost) 1967 (mehrere Auflagen).

  5. Am 12.8.1970 unterzeichneten die Bundesrepublik und die Sowjetunion den »Moskauer Vertrag«. Er war einer der Grundsteine für die auf Entspannung und Annäherung ausgelegte Ostpolitik der sozialliberalen Koalition unter Bundeskanzler Willy Brandt. Beide Seiten verpflichteten sich, Konflikte friedlich zu lösen. Vgl. Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (»Moskauer Vertrag«) vom 12. August 1970. In: BGBl. 1972 II, S. 354–356.