Geplantes Verhalten sudanesischer Studenten in der DDR
30. Juni 1970
Information Nr. 675/70 über das geplante Verhalten sudanesischer Studenten in der DDR anlässlich des Staatsbesuches von Generalmajor Nimeri
Vom MfS wurde festgestellt, dass die Union der sudanesischen Studenten in der DDR1 beabsichtigt hatte, Generalmajor an-Numairi2 während seines Aufenthaltes in der DDR3 eine Protestresolution zu überreichen, in der die »sofortige Rückkehr« des Generalsekretärs der KP Sudans gefordert werden sollte.4 Diese Resolution sollte eventuell bei der Ankunft auf dem Flugplatz bzw. bei Besuchen in Betrieben übergeben worden. Entsprechende Hinweise wurden aus Kreisen sudanesischer Studenten an der Jugendhochschule »Wilhelm Pieck« bekannt.
Ein gleicher Hinweis wurde von dem in Westberlin wohnhaften Sudanesen [Vorname Name] während eines Aufenthaltes in der Hauptstadt der DDR bekannt. Dieser Sudanese, der – wie intern bekannt wurde – in übelster Weise gegen die DDR hetzte, erklärte u. a.:
»Unter dem Vorwand, den Generalsekretär der KP Sudans unverzüglich zurückzuführen, war bereits bei der Ankunft an-Numairis in Jugoslawien eine große Demonstration gegen ihn geplant gewesen, die leider nicht in dem erforderlichen Maße zustande kam.« Dies solle jetzt bei der Ankunft an-Numairis in der DDR nachgeholt werden, mit dem Ziel, an-Numairi und dem Kommandorat5 das Misstrauen auszusprechen und Forderungen für die »Demokratisierung des Sudans« zu stellen.
[Vorname Name] wolle am 1.7.1970 selbst wieder in die Hauptstadt der DDR einreisen, um sich daran zu beteiligen.
In Aussprachen mit den insgesamt fünf sudanesischen Studenten an der Jugendhochschule »Wilhelm Pieck« seitens der Abteilung Internationale Verbindungen des Zentralrates der FDJ, den Funktionären der Jugendhochschule und des Sekretärs für internationale Beziehungen des sudanesischen Jugendverbandes, der sich in der DDR mit einer Delegation aufhält, wurde erreicht, dass diese Studenten erklärten, sie werden am 1.7.1970 zwar unbedingt an-Numairi bei seiner Ankunft begrüßen, aber keinerlei Provokationen oder feindliche Handlungen durchführen. Sie erklärten aber, dass die Mehrheit der anderen sudanesischen Studenten in der DDR für eine Übergabe einer Resolution sei.
Insgesamt befinden sich 118 sudanesische Studenten in der DDR, davon 47 in Leipzig, 17 in Rostock, 16 in Halle.
Vom MfS werden zur Verhinderung einer möglichen Provokation
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die fünf sudanesischen Studenten der Jugendhochschule,
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die übrigen in der DDR aufhältlichen sudanesischen Studenten und andere sudanesische Bürger
unter entsprechender operativer Kontrolle gehalten.
Dem in Westberlin wohnhaften sudanesischen Provokateur wird die Einreise in die Hauptstadt der DDR gesperrt.