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Grenzprovokatorische Handlungen britischer Militärpersonen

26. Mai 1970
Information Nr. 547/70 über grenzprovokatorische Handlungen britischer Militärpersonen im Abschnitt Groß Glienicke, Kreis Potsdam/Land, am 25. Mai 1970

[Faksimile von Blatt 72]

[Faksimile von Blatt 73]

Am 25.5.1970, in der Zeit vom 14.45 bis 15.20 Uhr, führten vier zum »The Royal Regiment of Fuseliers«1 gehörende britische Besatzer im Grenzabschnitt Krampnitzer Weg, Ortschaft Groß Glienicke, mehrere grenzprovokatorische Handlungen durch.

Zwei britische Besatzer verletzten ca. 150 m nördlich des dort vorhandenen Grenzknicks das Territorium der DDR um 4 bis 5 m, von denen sich einer auf die Sperrmauer hochzog.

Unmittelbar danach bewegten sich die Besatzer entlang der Staatsgrenze bis auf die Höhe der auf dem Territorium der DDR zu diesem Zeitpunkt durchgeführten Pionierarbeiten.

An dieser Stelle drangen zwei britische Besatzer erneut ca. 4 bis 5 m in das Gebiet der DDR ein, schlugen mittels eines unbekannten Gegenstandes ein Loch von 6 × 15 cm in die Sperrmauer und beobachteten durch dieses die Pionierarbeiten.

Die anderen zwei Besatzer kletterten, nachdem sie ebenfalls die Staatsgrenze der DDR um ca. 2 m verletzt hatten, auf dort befindliche Bäume. In der weiteren Folge wurden mehrere Aststücke über die Sperrmauer geworfen.

Die britischen Besatzer setzten ihre provokatorischen Handlungen fort, indem sie durch Schläge mit einem unbekannten Gegenstand versuchten, weitere Löcher in die Sperrmauer zu brechen.

Mit dem Ziel der Abwehr der Grenzprovokation wurden vom Leiter der in diesem Abschnitt eingesetzten Grenzsicherungskräfte insgesamt vier Warnschüsse abgegeben, bei denen weder Westberliner Territorium verletzt, noch die britischen Militärpersonen unmittelbar gefährdet wurden.

Die britischen Militärpersonen zogen sich daraufhin von der Sperrmauer zurück und erkletterten erneut die ca. 2 m auf DDR-Gebiet stehenden Bäume.

Gegen 15.20 Uhr erschienen im gleichen Abschnitt zwei Angehörige der britischen Militärpolizei, überschritten die Staatsgrenze der DDR, beobachteten von Bäumen aus unser Territorium und begaben sich anschließend zur Sperrmauer, wo sie ihre Beobachtungen unter Ausnutzung des von den britischen Besatzern geschlagenen Loches fortsetzten. Um 15.35 Uhr legten die britischen Besatzer in das geschlagene Loch einen halben Ziegelstein.

Anschließend entfernten sich alle sechs Militärpersonen in das Westberliner Hinterland.

In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass es bereits am 20.5.1970, gegen 09.30 Uhr, im gleichen Abschnitt zu grenzprovokatorischen Handlungen durch zwei britische Besatzer kam, die nach Verletzung der Staatsgrenze der DDR um 4 bis 5 m zwei Löcher in der Größe von 10 × 10 cm und 10 × 25 cm in die Sperrmauer brachen und versuchten, zu den eingesetzten Sicherungskräften der Grenztruppen der NVA Kontakt aufzunehmen.

Seitens des MfS wurden die notwendigen Maßnahmen zur Abwehr weiterer grenzprovokatorischer Handlungen getroffen.

Das MfS schlägt vor, dass das MfAA über die Botschaft der UdSSR in der DDR gegen die wiederholten Grenzprovokationen durch britische Militärpersonen Protest erhebt.

  1. Zum nächsten Dokument Reaktion der Bevölkerung im Hinblick auf das Treffen in Kassel (I)

    30. Mai 1970
    Information Nr. 526/70 über die Reaktion der Bevölkerung im Hinblick auf das Treffen in Kassel

  2. Zum vorherigen Dokument Entdeckung eines Tunnels an der Bernauer Straße

    [ohne Datum]
    Information Nr. 543/70 über die Aufdeckung und Verhinderung einer Provokation an der Staatsgrenze zur besonderen politischen Einheit Westberlin