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Schäden bei Truppenbewegungen der Sowjetarmee

11. Juni 1970
Information Nr. 597/70 über aufgetretene Schäden bei Truppenbewegungen der Sowjetarmee in den Kreisen Forst, Spremberg, Hoyerswerda, Guben und Cottbus am 9./10. Juni 1970

Durch Truppenbewegungen sowjetischer Panzereinheiten am 9. und 10.6.1970 wurden in den Kreisen Forst, Spremberg, Hoyerswerda, Guben und Cottbus zum Teil größere Schäden verursacht.

Im Wesentlichen handelt es sich dabei um

  • Beschädigungen von Straßen,

  • Flurschäden sowie

  • Beschädigungen von einzelnen Gebäuden.

So wurde z. B. im westlichen und nördlichen Teil des Kreises Forst das Straßennetz erheblich beschädigt, sodass einige Straßen teilweise zurzeit nicht oder nur schwer passierbar sind.

Beim Zurücksstoßen bzw. Wenden von Kettenfahrzeugen wurden in den Gemeinden Noßdorf, [Kreis] Forst, Weißagk, [Kreis] Forst, Hauswände eingedrückt. (Schaden jeweils ca. 10 000 M)

Ähnliche Straßenschäden gab es im Kreis Spremberg. Zwischen den Gemeinden Lieskau und Graustien wurde eine kleinere Brücke zerfahren, was Wasserstauungen auf den angrenzenden Wiesen hervorrief.

Beim Passieren des Raumes Königsbrück durch sowjetische Kettenfahrzeuge wurden ca. 20 km Asphaltstraße erheblich beschädigt bzw. völlig zerstört.

In der Gemeinde Jänschwalde, [Kreis] Hoyerswerda, wurde eine Eisenbahnunterführung beschädigt.

In der Stadt Cottbus wurde am 10.6.1970 in der »Straße der Jugend« die Fahrleistung der Straßenbahn heruntergerissen, wodurch der Straßenbahnverkehr zeitweilig unterbrochen wurde.

Am 10.6.1970 kam es während der sowjetischen Truppenbewegungen im Kreis Guben zu zwei größeren Waldbränden. Dadurch wurden in einem Fall ca. 25 ha einer zwanzigjährigen Schonung vernichtet (Schaden ca. 50 TM). Die genaue Brandursache ist noch nicht geklärt.

Bei einem weiteren Brand im Sperrgebiet Schönhöhe, [Kreis] Guben, konnte der Umfang des Schadens noch nicht festgestellt werden.

Dieser Brand wurde erst spät unter Kontrolle gebracht, da den anrückenden Löschkräften aus dem Kreisgebiet Guben von sowjetischen Armeeangehörigen der Zugang zum Sperrgebiet verwehrt wurde.

Unter der Bevölkerung der genannten Kreise, besonders jedoch in den Gemeinden, wo Schäden zu verzeichnen waren, traten teilweise heftige Diskussionen auf.

So wird Unverständnis darüber gezeigt, weil die sowjetischen Truppeneinheiten nicht die normalen Marschstraßen befahren hätten.

Teilweise wird dabei vermutet, dass die jeweiligen Kommandeure die richtigen Panzerwege gar nicht kannten.

Vereinzelt wird die Meinung vertreten, dass bei mehr Umsicht der Kommandeure nicht solche Schäden eingetreten wären.

In einigen Gemeinden des Kreises Hoyerswerda brachten mehrere Bürger zum Ausdruck, in Zukunft keine NAW-Einsätze1 mehr zu leisten.

Von der Mehrheit der Bevölkerung der bereits genannten Kreise wurde jedoch Verständnis für die Notwendigkeit von Truppenübungen gezeigt und ihre Bereitschaft erklärt, sofort bei der Behebung kleinerer Schäden mitzuhelfen.

In der Gemeinde Drehna, Kreis Hoyerswerda, kam es in den Abendstunden des 7.6.1970 bei der Durchfahrt einer sowjetischen Panzereinheit zu folgendem Vorkommnis:

Beim Befahren der asphaltierten Dorfstraße, die in Eigenleistungen der Bürger anlässlich des 20. Jahrestages der DDR gebaut wurde, wurde eine sowjetische Panzereinheit von Einwohnern angehalten, um zu erreichen, dass die neben dem Ort verlaufende Panzerstraße benutzt wird.

Unter den ca. 20 Einwohnern, die ca. 30 Minuten mit dem Kommandeur der Einheit diskutierten, befanden sich die Bürgermeisterin sowie der Vorsitzende des Ortsausschusses der Nationalen Front.2

Da es jedoch zu keiner Verständigung kam, gab der sowjetische Kommandeur die Weisung, einen Warnschuss abzugeben.

Daraufhin verließen die Dorfbewohner die Straße und die Einheit durchfuhr den Ort.

Dabei wurden ca. 800 m Schwarzdecke beschädigt oder zerstört.

Die betreffenden Einwohner brachten am nächsten Tag zum Ausdruck, sich gegenüber den sowjetischen Soldaten nicht richtig verhalten zu haben. Sie beteiligten sich aktiv an notwendigen Straßenreparaturen.

Negative Diskussionen zu diesem Vorfall sind nicht bekannt geworden.

Eine konkrete Übersicht über verursachte Schadensummen liegt zurzeit aus den Kreisen Spremberg und Forst vor.

Der im Kreis Spremberg eingetretene Schaden wird auf ca. 400 TM geschätzt, wobei die Gemeinden Klein-Loitz mit 133 TM und Hornow mit 108 TM am stärksten betroffen sind.

Im Kreisgebiet Forst beläuft sich die Schadensumme allein an Grundstücken, Licht- und Gasleistungen sowie Zäunen auf ca. 70 TM. Nicht eingerechnet in diese Summe sind Schäden an ca. 25 Straßenkilometern sowie Totalschaden auf 7 ha Wiesen und Ackerflächen.

Entsprechend einer Auflage des Rates des Bezirkes Cottbus haben die in den Kreisen eingesetzten Kommissionen eine detaillierte Übersicht über aufgetretene Schäden bis zum 15.6.1970 zu erarbeiten.

Die betroffenen LPG erhalten entsprechende Unterstützung durch den jeweiligen Rat für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft.

Durch die DVP wurden Kräfte zur Sicherung des Verkehrs in den genannten Kreisen eingesetzt.

  1. Zum nächsten Dokument Brand im VEB Minol Magdeburg am 13.6.1970

    15. Juni 1970
    Einzelinformation Nr. 607/70 über einen Brand im VEB Minol Magdeburg am 13. Juni 1970

  2. Zum vorherigen Dokument Symposium der Berliner Konferenz katholischer Christen

    11. Juni 1970
    Information Nr. 587/70 über das Symposium der Berliner Konferenz katholischer Christen aus europäischen Staaten am 29. Mai bis 1. Juni 1970 in Berlin