Selbsttötung des NVA-Offiziers Werner Schicht
29. Dezember 1970
Information Nr. 1376/70 über die Selbsttötung eines Offiziers der Nationalen Volksarmee
Am 25.12.1970, gegen 6.30 Uhr, beging der Oberstleutnant Schicht, Werner,1 geboren [Tag, Monat] 1931 in Ústí2/ČSSR, wohnhaft gewesen Strausberg, [Straße, Nr.], NVA seit 27.8.1952, SED seit 1950, zuletzt tätig als Leiter der Funkzentrale der Hauptnachrichtenzentrale des MfNV, in seiner Wohnung mit der Dienstpistole Selbsttötung durch Erschießen (Kopfschuss).
Die bisherigen Untersuchungen der zuständigen Organe des MfS im Zusammenwirken mit dem Militärstaatsanwalt des MfNV Strausberg haben ergeben:
Oberstleutnant Schicht war seit 1968 Leiter der Funkzentrale in der Hauptnachrichtenzentrale des MfNV Strausberg. Die ihm übertragenen funktionellen Pflichten erfüllte er verantwortungsvoll und diszipliniert. Er leistete eine aktive gesellschaftspolitische Arbeit.
Schicht war bis August 1970 verheiratet.
Seine geschiedene Ehefrau, [Vorname Name 1], ist Angehörige der NVA und im Dienstgrad Stabsfeldwebel als Finanzsachbearbeiterin in der Hauptnachrichtenzentrale des MfNV beschäftigt. Ursache für die Ehescheidung [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben]
Bisherigen Untersuchungen zufolge bestanden zwischen Schicht und [Name 2] weder persönliche noch unmittelbar dienstliche Kontakte. Gleichfalls liegen bisher keine Hinweise auf eventuelle Spannungen zwischen beiden vor.
Im September 1970 unterzog sich Schicht aufgrund [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben] im Zentralen Armeelazarett Bad Saarow einer Operation. Sein Gesundheitszustand hatte sich nach einer Genesungskur im Oktober 1970 wesentlich gebessert.
Zum Zeitpunkt der Tat waren in der Wohnung des Schicht besuchsweise seine Mutter aus Nordhausen sowie sein Sohn anwesend, der als Offiziersschüler im 1. Lehrjahr an der Offiziersschule der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung in Kamenz studiert.
Bisherigen Untersuchungen zufolge liegen die Motive der Selbsttötung darin begründet, dass er die Ehescheidung nicht überwinden konnte.
Aus einem sichergestellten Abschiedsbrief des Schicht geht diesbezüglich hervor:
»Die Ereignisse der letzten Jahre gingen über meine Kräfte. [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben]«
Im Verlauf der bisherigen Untersuchungen wurden keine Hinweise auf politische oder dienstliche Ursachen, Motive oder Anlässe für die Selbsttötung des Schicht bekannt. Die Untersuchungen der zuständigen Organe des MfS zur umfassenden Aufklärung aller Ursachen und Zusammenhänge der Selbsttötung werden im Zusammenwirken mit dem Militärstaatsanwalt des MfNV fortgeführt.