Starkstromanlage im Datenverarbeitungszentrum Rostock
6. Oktober 1970
Information Nr. 1067/70 über wiederholte technische Störungen an der Starkstromanlage des Datenverarbeitungszentrums Rostock-Südstadt
Dem MfS wurde bekannt, dass in den letzten Wochen wiederholt technische Störungen an der Starkstromanlage des Datenverarbeitungszentrums Rostock-Südstadt festgestellt wurden.
Diese Störungen hätten bei nicht rechtzeitiger Feststellung zum Ausfall wichtiger Rechenanlagen und zu Bränden führen können.
Sie sind ausnahmslos auf eine ungenügende Installierung von E-Kabeln zurückzuführen.
(In diesem Zusammenhang wird auf die Information des MfS Nr. 1033/70 vom 2.10.1970 verwiesen, in der über den Großbrand im Datenverarbeitungszentrum Neubrandenburg am 20.7.1970 berichtet wurde.
Auch dieser Großbrand war auf technische Störungen an der Starkstromanlage, insbesondere auf Isolationsfehler, zurückzuführen. Bei Untersuchungen zur Brandursache wurden u. a. Mängel bei der Prüfung, Wartung und Pflege aller elektrischen Einrichtungen wie z. B. Starkstromkabel, Licht- und Steckdosenstromkreise, Verteilungen und Schalteinrichtungen, Notstromerzeuger u. a. festgestellt.)
Die festgestellten Störungen und Mängel an der Starkstromanlage des DVZ Rostock-Südstadt gewinnen infolge möglicher Auswirkungen bei nicht rechtzeitiger Erkennung besonders an Bedeutung.
Im Einzelnen handelt es sich dabei um folgende dem MfS bekannt gewordene Vorkommnisse:
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8.9.1970 Kurzschluss in Verteilung V 1.4.2 (Kabelschuh des Kabels S-Phase abgebrannt).
Bei dieser Gelegenheit wurde ein vom VEB Starkstromanlagenbau Rostock installiertes Kabel gefunden, dessen Isolierung schadhaft war und mit Isolierband repariert wurde.
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17.9.1970 Durch den Wartungsdienst MR Rostock wurde im Raum 124 des Produktionsgebäudes eine völlig verschmorte Verteilerdose gefunden und ausgewechselt.
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24.9.1970 Durch den Wartungsdienst MR Rostock wurde im Raum 65 des Produktionsgebäudes (Nutzer: Datenverarbeitungsbetrieb der Finanzorgane) eine verschmorte Verteilerdose gefunden und ausgewechselt.
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24.9.1970 In der Verteilung V 1.4.1 wurden durch den Wartungsdienst MR Rostock drei ausgebrannte Klemmen vorgefunden.
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24.9.1970 In der Verteilung V 1.4.3 wurde eine ausgebrannte Klemme vorgefunden. Die Ursachen für die ausgebrannten Klemmen sind wahrscheinlich nicht ordnungsgemäß festgeklemmte Kabelenden.
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25.9.1970 Durch den Wartungsdienst MR Rostock wurde im Abluftkanal im Flur des 1. Obergeschosses in Höhe des Raumes 117 eine angeschmorte Verteilerdose vorgefunden. Die Dose wurde ausgewechselt. Diese Dose wurde im Zusammenhang mit der Feststellung leichten Brandgeruches gefunden.
Am 27.09.1970 kam es zu einem Kabelbrand in der E-Verteilung/Raum 137a des Produktionsgebäudes (Nutzer: VE Rechenbetrieb Binnenhandel). Nur durch das rechtzeitige Erkennen durch den Wartungsdienst konnten ernsthafte Auswirkungen verhindert werden. Die Brandursache liegt in einem Kurzschluss durch eine unsachgemäße Kabelbaumbefestigung.
Infolge einer betrieblich erforderlichen Umverdrahtung eines Schaltschrankes war offenbar durch die Befestigungsschraube der Kabelschelle die Isolierung einer Ader des Kabelbaumes beschädigt worden und hatte bei Einschaltung der Anlage zu einem Masseschluss geführt.
Der am 27.9.1970 festgestellte Kabelbrand, der sich bei nicht rechtzeitigem Erkennen zu einem Großbrand ausgeweitet hätte, sowie die in letzter Zeit wiederholt aufgetretenen Störungen in der E-Anlage des DVZ wurden zum Anlass genommen, die gesamte E-Anlage des DVZ Rostock kurzfristig durch Experten auf Betriebssicherheit überprüfen zu lassen.
In diesem Zusammenhang wird nochmals auf die in der Information des MfS Nr. 1033/70 vom 2.10.1970 – Seite 11 bis 15 – unterbreiteten Vorschläge zur Vermeidung von ähnlichen Vorkommnissen in gleich gelagerten Objekten sowie zur Erhöhung von Sicherheit, Ordnung und Geheimnisschutz in Rechenzentren verwiesen.